Unser 225-km-Wanderritt 2004 durch die Altmark Wanderreiten macht süchtig, das wusste ich ja schon nach dem ersten Mal. Inzwischen hatte ich drei Sommertouren mit Nabila gemacht, die wir beide immer sehr genossen haben. Diesmal sollte nun erstmals auch Lezziran mit von der Partie sein. Um die Anforderungen an beide Pferde gerecht zu verteilen, sollten die Rollen von Reitpferd und Packpferd täglich gewechselt werden, weil das Reitpferd ja in den Führpausen immer mal komplett entlastet wird, während das Packpferd den ganzen Tag konstant die gleiche Last trägt. Beide Pferde bekamen also tourentaugliche Sättel mit, Nabila ihren Marathippo Distanzsattel und Lezziran den alten Kavallerie-Sattel. Die Packtaschen und die Packrolle wurden ebenso wie das Regenzeug über Sattelblättern und Sitzfläche des Sattels beim Packpferd befestigt, damit die Last ungefähr an der gleichen Stelle wirkte wie beim Reiten, statt hinter dem Sattel. Nabila trug wie sonst auch rundum Hufeisen, Lezziran, der sonst barfuß geht, hatte für die Tour vier Hufschuhe der Marke Old Mac‘s bekommen. Das Handpferde-Reiten hatten wir seit langem geübt und auch eine Packprobe war problemlos verlaufen. Und dann war es endlich soweit. Am Weg nach Schernikau 30.05.04 (Pfingstsonntag): Knapp drei Stunden dauert die Anreise nach Pretzier auf schön leeren Straßen. Das Lkw-Fahrverbot am Sonntag ist schon eine angenehme Sache, endlich mal nicht so viel Anspannung für mich beim Fahren. Nabila poltert und tritt zwar anfangs etwas, aber als wir schließlich auf der Autobahn sind, wird das besser (allerdings tritt sie den Gummibelag der Rampe an einer Stelle los, das muss mal irgendwie wieder festgetackert werden). Herr Spurgat junior trifft kurz nach uns am Stall ein. Die Boxen sind nebeneinander gelegen und groß genug, allerdings leider mit Matratzenstreu, aber das wird uns noch öfter begegnen und ist bei ganztägigem Aufenthalt im Freien für die Nacht mal ok. Immerhin ist die Stallgasse gut belüftet. Das Futter ist gut, Hafer wird immer nur frisch gequetscht. Futtermeister ist ein netter Rentner, mit dem ich noch ein bisschen klöne. Abends gehe ich ein bisschen spazieren und erkunde, wie wir am günstigsten aus Pretzier raus und von der Bundesstraße wegkommen. Morgen geht es gleich mit 25 bis 27 km los. 31.05.04 (Pfingstmontag): Wir starten kurz vor 10 Uhr (das Satteln und Bepacken von zwei Pferden dauert doch immer so rund eine Stunde). Das Stück an der Bundesstraße 190 ist kurz, weil ich teilweise ja eine Ausweichmöglichkeit gefunden habe. Außerdem ist wegen des Feiertags kaum Verkehr am Morgen. Beide Pferde schreiten fleißig aus und sind beim Anhalten zum Kartenlesen so brav, dass ich nicht absteigen muss. Nur wenn wir durch hohes Gras reiten, versucht Lezziran, sich ein kleines Picknick zu genehmigen. Nabila weiß schon, dass man das beim Reiten nicht darf. Mehrmals müssen wir die Bundesstraße und ein paar Kreisstraßen queren, aber überwiegend gehen wir kleine Wege, mehrmals durch herrlich duftende Kiefernwälder. Die Landschaft ist wirklich schön hier. Leider ist mein Heuschnupfen so schlimm wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ich bin nur am Niesen und Schniefen und kann kaum aus den Augen gucken. Besonders unter den Augen im Bereich der Tränensäcke bekomme ich so starke Schwellungen, dass ich wie eine Derrick-Karrikatur aussehe. Meine Tabletten nehme ich im halb-Stunden-Takt, um noch irgendwie klarzukommen. Fotografieren hat so keinen Sinn, ich seh ja nix... Das Wetter ist ganztägig gut, Sonne und Wind zusammen bescheren mir zwar einen leichten Sonnenbrand, halten uns aber Insekten vom Leib. Bei Kläden war ein Weg nicht zu finden, aber es gab eine gute Alternative. Gegen 16 Uhr kommen wir in Genzien an, also gute 5 ½ Stunden Wanderzeit, denn mittags haben wir eine Grase-Pause von 20 bis 25 Minuten gemacht. Die Pferde kommen in zwei schöne große und luftige Gitterboxen. Heu wird vor dem Gitter auf die Stallgasse gelegt und bleibt so immer schön sauber. Auch mein Abendessen ist lecker und das Apartment ist schön. Ich telefoniere mit Karin und erfahre, dass es auch Minou gut geht. Morgen haben wir eine kurze Etappe von rd. 16 km nach Scharpenhufe, dann ist Lezziran als Reitpferd dran. Heute hatte er das Gepäck. Lezziran als Packpferd 01.06.04: Wieder brechen wir kurz nach 10 Uhr auf, nachdem ich lecker gefrühstückt habe und die Pferde ebenfalls eine gute Morgenmahlzeit hatten. Nach ca. 10 Minuten Führen sitze ich auf Lezziran auf. Allerdings müssen wir nach kurzer Zeit noch dreimal halten und das Gepäck bei Nabila neu justieren, weil das Regenzeug sich immer löst und verrutscht. Beide Pferde stehen artig und ich kann diese Arbeit vom Sattel aus erledigen. Unweit vom Wegrand sehe ich auf der Wiese einen Fuchs. Auf dem Weg müssen wir einen Bahnübergang überqueren, das geht bei Lezziran noch etwas zögerlich. Auch bei der ersten Holzbrücke ist er nicht sofort zu begeistern. Schließlich überwindet er sich und stapft los wie ein Flamenco tanzender Andalusier. Mit grimmiger Entschlossenheit und einem Ausdruck der besagt „na gut, Du hast es so gewollt“, stampft er mit tiefer gelegtem Hinterteil ohne eine Unterbrechung über die Brücke. Bis zur Fähre haben wir ja noch 2 Tage Zeit, das wird schon. Der Heuschnupfen ist immer noch so schlimm, dass die Schwellungen unter den Augen die Sicht nach unten behindern. Vermutlich habe ich deshalb in Genzien den Bauchgurt von den Packtaschen liegengelassen. Ein Anruf dort bringt leider keinen Erfolg, sie haben nichts gefunden (vielleicht konnten sie auch bloß nicht einordnen, was es war). Trotzdem kommen wir gut voran, da wir mit dem Gepäck ja eh nur Schritt gehen wollen. Zwischen Haverland und Groß Garz müssen wir unter einer Strohband-Absperrung hindurchtauchen auf einen Kuhtreibe-Pfad. Ein paar Kühe kommen uns noch entgegen und beäugen uns neugierig. Ich führe beide Pferde und so haben wir damit kein Problem. Kurz vor 14 Uhr kommen wir in Scharpenhufe an. Das Rittergut habe ich schon von weitem gesehen. Wir werden nett empfangen und die Pferde bekommen schöne Paddockboxen für die Nacht. Aber erstmal dürfen sie den Rest des Tages auf eine große Koppel. Ich selbst habe eine Art Suite und mehr Platz als bei mir zuhause. Alles ist alt und traditionell und trotzdem lebendig, einfach klasse. Zur Tradition gehört auch, dass die Männer der Familie Jäger sind. Es wimmelt von Trophäen vom ausgestopften Bären und Keiler in der Eingangshalle über Geweihe verschiedener Größe bis zum Waschbären-Fell auf der Rückenlehne eines Sessels. Als ich das erste Mal von hinten an dieses Fell herangehe, denke ich beim flüchtigen Blick, es wäre eine getigerte Katze. Das Anwesen ist toll mit einem echten Gutshaus, Teichen, Schwänen, Fröschen und einem Storchennest gegenüber. Just an diesem Tag sieht man zum ersten Mal einen von den Kleinen seinen Schnabel in die Höhe strecken. Die ganze Familie von Jagow ist begeistert. Zur Familie gehören neben den Menschen auch noch vier Hunde. Ich esse mit der Familie zu Abend, es gibt leckeren Altmärker Spargel und gekochten Schinken, dazu Rotwein. Gleichzeitig bekomme ich Streckentips für morgen. Es wird ziemlich spät. Eine kleine Unterbrechung in der Unterhaltung gibt es, als einer der Hunde verschwunden ist. Natürlich genau der Jack-Russel-Rüde, der ohnehin oft seine Freundin im Dorf besuchen geht. Mutter und Sohn von Jagow brechen mit Fahrrad und Geländewagen getrennt zur Suche auf, kommen aber unverrichteter Dinge zurück. Als der Sohn kurz darauf etwas aus dem Wohnzimmer holen will, bricht er in schallendes Gelächter aus. Der Hund war gar nicht weg. Der hat im Wohnzimmer einen heldenhaften Kampf mit dem Waschbärfell gekämpft und sich anschließend total erschöpft auf dem Sessel zum Schlafen zusammengerollt. Rittergut Scharpenhufe 02.06.04: Ich frühstücke mit Frau und Herrn von Jagow im Speisesaal mit silbernen Kannen, Silberbesteck mit eingraviertem Familienwappen und Ahnengalerie an den Wänden. Ein paar letzte Tipps zur Strecke, dann gehe ich die Pferde satteln und bepacken. Frau von Jagow läutet zum Abschied die Glocke. Der Streckentip war Gold wert, ein wunderschöner Weg zwischen den Deichen am Aland bis nach Geestgottsberg. Einige Male müssen wir die Deichseite wechseln. Das Bergauf- und Bergabreiten bewältigen beide Pferde brav nebeneinander. Ich halte mit Lezziran ungefähr den Rhythmus von 15 Minuten Führen pro gerittener Stunde und er entwickelt einen schönen fleißigen Wanderschritt. Ab Geestgottsberg folgen wir den ausgeschilderten Reitwegen. Bei der „großen Wässerung“ machen wir 30 Minuten Rast mit Grasen. Kurz vor 16:30 Uhr kommen wir in Schönberg an. Die Pferde bekommen eine große Weide, auf der sie die ganze Nacht bleiben. Einträchtig fressen sie ihren Hafer aus einem gemeinsamen Eimer. Lezziran versucht anscheinend, aus dem algenreichen Tümpel zu trinken, er hat am nächsten Morgen dicke Algenkrusten in den Nüstern. Erst klöne ich mit Frau Skerka, zum Abendessen kommt dann auch ihr Mann dazu. Wieder bekomme ich Tips für die morgige Strecke. Auch Skerkas empfehlen, erstmal am Deich entlangzureiten, das wäre landschaftlich die schönste Alternative. Rittergut Scharpenhufe noch einmal
03.06.04: Beim Frühstück habe ich mich etwas festgeklönt, deshalb brechen wir diesmal erst um 10:30 Uhr auf. Heute ist Nabila wieder Reitpferd und Lezziran trägt das Gepäck. Bis Werben reiten wir am Deich entlang durch die Elbwiesen. Ich sehe Massen von Vögeln, auch Kraniche. Das müsste ein Paradies für Petra und Manfred sein. Trotz der landschaftlichen Schönheit zieht sich der Weg bis Werben ganz schön hin. Dort angekommen gehen wir parallel zur Deichlinie durch die Stadt, vorbei am Elbtor-Museum und dann an einer Kopfsteinpflaster-Allee bis Räbel. Ab hier geht es wieder auf nummerierten Reitwegen über Berge nach Sandauerholz. Wir gehen vorbei an der Fähre Sandau, die wir morgen nehmen werden, bis nach Büttnershof. Der Chef des Hauses ist noch nicht da. Die Bedienung arbeitet erst seit einem Monat hier und hat noch nie gesehen, wo hier Pferde untergestellt werden können. Also mache ich mich selbst auf die Suche. Ich finde einen leeren Stall, in dem zwei Boxen fertig vorbereitet sind mit Einstreu und mit Kraftfutter in den Krippen. Ich sattle beide Pferde langsam ab und wasche die schwitzige Sattellage ab. Lezziran neigt an seinen Packpferd-Tagen zu leichten Hitzeschwellungen, deshalb lege ich vorübergehend ein nasses Tuch zum Kühlen auf den Rücken. Bei Nabila ist alles ok. Beim Abendessen komme ich ins Klönen mit einem Ehepaar aus Eisleben, die mit dem Fahrrad auf Tour sind. Nach dem Abendessen massiere und kühle ich Lezzirans Rücken noch einmal. Da alles schon wieder weich ist, besteht kein Anlass zur Sorge. Dann will ich seine dreckverkrusteten Nüstern abwaschen. Welch ein Kampf, als ob ich ihm ans Leben will. Da hilft auch Nabilas beruhigendes Brummeln von nebenan wenig. Die Nüstern bleiben erstmal krustig, da muss ich mir in den nächsten Tagen etwas Schlaues überlegen. Schloss Storkau 04.06.04: Nach einem kleinen Frühstück brechen wir hier schon um 9:55 Uhr auf. Der Weg nach Neuermark-Lübars ist ja gut 25 km lang, außerdem weiß ich nicht, wie lange wir bei der Fähre brauchen werden. Leider gibt es erstmal einen halbstündigen Irrweg, letztlich finde ich den in der Karte eingezeichneten Nebenweg zur Fähre nicht. Also müssen wir schließlich doch an der Hauptstraße zur Fähre gehen. Und da ist wegen der Deichbaustelle jede Menge Betrieb. Ein dickes Lob an die Fahrer der Firma Schneider Arendsee. Alle (und es waren bestimmt 10 Stück) haben vorm Vorbeifahren immer gebremst. An der Fähre will Nabila bereitwillig aufsteigen, Lezziran zögert und ich hänge leicht gedehnt dazwischen. Der freundliche Fährmann nimmt mir Nabila ab und geht mit ihr vor. Dann kann ich auch Lezziran zum Aufsteigen auf die blanke Eisenfähre überreden. Die Überfahrt ist kurz und kostet uns zusammen nur 2,- €. Die Pferde bleiben ruhig. Beim Abladen übernimmt der Fährmann wieder Nabila. Diesmal hat sie es aber etwas schwerer, weil die glatte Eisenrampe durch eine Welle nass geworden ist und sie mit ihren vier Hufeisen etwas glitscht. Schließlich springt sie das letzte Stück mit einem Satz. Lezziran folgt ihrem Beispiel, obgleich er mit seinen Hufschuhen genug Halt gehabt hätte. Egal, sie haben es beide prima gemeistert und ich bin stolz. In einer kleinen Einbahnstraße in Sandau parken zwei Autos nebeneinander, sodass nur eine schmale Lücke dazwischen bleibt. Eine freundliche Anwohnerin kommt aus der Tür und nimmt mir Nabila ab, weil die Pferde durch diese schmale Lücke nur einzeln passen. Ich gehe mit Lezziran voran und sie folgt mir dann mit Nabila. Sie erzählt, dass sie früher auch Pferde hatten „aber keine so schönen, sondern Ackergäule“. Es setzt ein leichter Regen ein. Bis Wulkau bleibt es bei einem Tröpfeln, dann dreht der Regen richtig auf. Just in diesem Moment kam bei Nabila, die offenbar abgenommen hat und noch ein Loch enger gegurtet werden müsste, das Gepäck samt Sattel rumgerutscht. Zum Glück kann ich sie beruhigen und zum Stehen bewegen. Dann löse ich den Sattelgurt und alles plumpst erstmal unter ihr in den feuchten Sand, der gerade die richtige Konsistenz hat für Panade. Ich binde die Pferde an einen Baum, klopfe und wische Nabilas Sattelzeug und Packtaschen sauber und bepacke sie erneut. Das Regenzeug packe ich nicht erst auf, das ziehe ich an. Bis Scharlibbe läuft trotzdem alles gut, aber die Kartentasche ist nicht wasserdicht und die Karte weicht langsam durch. Als ich in Scharlibbe die Karte umdrehe, um den nächsten Ausschnitt zu sehen, habe ich mehrere Teile in den Händen. Ab hier führe ich den Rest, wobei die Orientierung wegen der aufgeweichten Karte nicht so einfach ist. Unser Weg jedenfalls endet blind auf einer Wiese. Ich erkenne auf der anderen Seite eine Lücke im Knick und hoffe, dass es dort einen Durchgang und vielleicht einen Weg gibt. Die Lücke ist zunächst mal eine Brücke (ohne Geländer) über den Landgraben, dann gibt es wieder eine Fahrspur im Gras und schließlich erreichen wir die Straße neben dem Deich. Auch gut, von dort soll es eine befestigte Straße nach Neuermark-Lübars geben. Die finden wir und sie bringt uns sogar gleich an das richtige Ende des Dorfes. Unterwegs versuche ich, die Gelegenheit zu nutzen und Lezziran die vom Regen feuchten Nüstern auszuwischen, wieder keine Chance. Dabei mag er nicht mal mehr richtig abschnauben, weil ihm die Krusten durchaus unangenehm sind. Frau Kuhn empfängt uns freundlich. Die Pferde stehen kurz darauf trocken und sicher in ihren Boxen, mein Gepäck steht im Gästezimmer und die Karte trocknet in zwei Teilen auf der Heizung. Aber das war noch nicht das Ende der Pechsträhne für diesen Tag. Beim Kaffeetrinken erfahre ich, dass die Fähre Arneburg wegen Straßenbauarbeiten am Mittwoch den Betrieb eingestellt hat. Na super, und nu? Über Sandau nach Storkau wäre mächtig weit. Die Brücke bei Schönhausen / Tangermünde würde bedeuten, dass wir rd. 6 km Bundesstraße gehen müssen, wovon mir alle dringend abraten. Frau Kuhn schlägt vor, dass man mir die Pferde per Anhänger über die Brücke bringt. Mal sehen. Morgen ist ja erstmal Ruhetag. Vielleicht machen wir einen kleinen Ausritt, wenn das Wetter wieder freundlicher wird. Erstmal schnappe ich mir mein Fläschchen mit dem Babyöl und schieße Lezziran aus kurzer Distanz zwei Spritzer in die Nüstern. Wenn die Krusten auf diese Weise angelöst werden, kann er sie selbst rausschnauben. Die Methode hat endlich Erfolg und prompt darf ich auch wieder seine Nase anfassen. Weg nach Genzien 05.06.04: Morgens rufe ich bei Mama an, um zum Geburtstag zu gratulieren. Ich schlage vor, ihr einen von den Jack-Russel-Welpen hier vom Hof zu schenken. Die Zierlichste ist mutig vorneweg zu mir gewuselt und hätte am liebsten Lezzirans Socken und Hufschufe durch die Gegend gezottelt. Mama meint das müsse sie erstmal mit Papa klären. Es hat die ganze Nacht geregnet, morgens ist immer noch Landregen. Ich spaziere durch das Dorf, um mal zu sehen, wo der Reitweg beginnt. Plötzlich habe ich Begleitung durch die Hundemami. Nachmittags beschließe ich, mit Regenmantel einen kleinen Ausritt zu machen. Die Beiden müssen dringend mal ein bisschen traben. Kaum sind wir los, hört der Regen auf und mir wird ziemlich warm mit meinem Mantel. Wir traben den Reitweg nach Hohengöhren, biegen einmal links von der Bahnlinie weg ab und reiten einen Feldweg bis er aufhört. Dann wenden wir und reiten denselben Weg zurück. So kommen wir auf einen netten 2-stündigen Ausritt. Die Karte habe ich lieber nicht mitgenommen, denn wenn die nochmals durchweicht, ist von ihr nichts mehr übrig, und ich brauche sie morgen ja noch. Abends feiert der eine Helfer seinen Geburtstag und ich darf mitgrillen. Und weil Herr Kuhn wegen des Regens nicht mit dem Heumachen fertig geworden ist und morgen nochmals mähen muss, wird sein Freund Lutz Seeger, Pferdehändler und Züchter aus Schönhausen und Vater eines S-Springreiters, meine Pferde über die Brücke chauffieren. in Schönberg - Nabila & Lezziran
06.06.04: Abschied vom Wuselchen, die meinen Pferden am Anbinder die Beine abschleckt und Nabila an den Kötenhaaren zupft. Herr Seeger fährt uns über die Brücke an die Spurbahn nach Langensalzwedel. Gesattelt habe ich die Pferde schon vor der kurzen Fahrt, deshalb muss ich hier nur noch das Gepäck aufpacken. Weil der Weg nach Storkau von hier sehr kurz ist und das Hotel bestimmt nicht schon früh am Tag mit uns rechnet, probieren wir (nach der leider ziemlich ungenauen Reitwegekarte –eine topografische habe ich nicht, denn eigentlich wollte ich hier ja gar nicht entlangkommen- und den nur teilweise vorhandenen Markierungen) einen Schlenker Richtung Wischer. Bei Staffelde kommen wir nach der Straße und einer Brücke über die ICE-Strecke schließlich in den Wald. Ich muss die Schranke öffnen und hinter uns wieder schließen, aber der markierte Reitweg verläuft wirklich hier entlang. Mit Markierung ist aber bald Schluss und die Karte hilft nicht wirklich weiter. Vor Arnim treffen wir auf zwei einheimische Reiterinnen, die uns ein Stück begleiten und auf den direkten Weg nach Storkau setzen. Na gut, dann eben nicht über Wischer, einen Schlenker haben wir allemal gemacht. Der Weg ist sehr schön und mündet kurz vor dem Schloss auf die Dorfstraße. Ich führe die Pferde durch den Schlosspark direkt vor das Schloss und werde von einer anreisenden Hochzeitsgesellschaft bestaunt. Eine Frau geht für mich zur Rezeption, weil ich keine Anbinde-Möglichkeit sehe und die Pferde auch schlecht die Schlosstreppe hochbekäme. Ein Hotelangestellter erscheint und lotst uns nebenan auf den zum Schloss gehörenden Biohof. Hier bekommen wir zwei Boxen und eine Koppel. Beide Pferde wälzen sich erstmal genüsslich und Lezziran macht ein paar Kaspersprünge. Ich beziehe mein Zimmer im Kavaliershaus (wie passend für einen Reiter). Leider ist das Restaurant für die Hochzeitsgesellschaft reserviert und mein Magen knurrt. Ich esse erstmal zwei Müsli-Riegel. Dann finde ich am Brunnenhaus den Biergarten und genehmige mir 2 Stücke Kuchen und ein Spezi. Eine Gruppe Radfahrer trudelt ein und wir klönen ein bisschen. Später entdecke ich beim Spaziergang im Ort noch eine Kneipe mit Bistro. So komme ich dann doch noch zu meinem Abendessen in Form von Sülze mit Bratkartoffeln draußen im Biergarten. Weg nach Schernikau 07.06.04: Wie üblich bin ich schon um 6 Uhr wach. Ich versorge erstmal nebenan auf dem Biohof meine Pferde, dann frühstücke ich um 7 Uhr auf der Hotelterrasse mit Elbblick. Um 9:55 Uhr brechen wir auf und gehen erstmal denselben Weg auf dem wir nach Storkau gekommen sind. Bei Arnim stimmt die Wegausschilderung mal wieder nicht und von dem angesteuerten Alternativweg fehlt der Abzweiger durch den Wald. So streifen wir den Rand von Stendal, schaffen dann aber doch noch den Bogen durchs Grüne über Peulingen und kommen kurz hinter Belkau auf die Hauptstraße in Richtung Schernikau. Zwischendurch gab es mit Lezziran zweimal die große Krise, als Insekten um seinen Kopf schwirrten. Ab einer gewissen Größe (ich schätze es sind die Pferdebremsen) machen ihn die Viecher total kirre, dass er ohne Rücksicht auf Verluste den Kopf herumschlenkert, mal stehen bleiben und mal durchstarten will. In den nächsten Tagen zeigt sich, dass ich ihm dann am besten die Zügel bzw. den Führstrick ganz lang lassen muss. Mit der Nase am Boden taucht er quasi unter den Viechern durch und sie stören ihn komischerweise nicht mehr. Aber vorerst weiß ich das noch nicht und sprühe ihn im Stundentakt mit allen mitgenommenen Mitteln ein. In Schernikau finde ich schnell die richtige Straße, kann mich aber an die Hausnummer von Familie Rohst nicht mehr erinnern und erkenne den Eingang auch nicht wieder. Also muss ich meine Quartierliste aus den Packtaschen kramen. Da zeigt sich dann, dass wir nur noch 50 Meter vom Ziel entfernt sind. Schließlich sind wir da und werden freundlich aufgenommen. Alle sind hin und weg von den schönen Pferden. Der Opa kann sich gar nicht satt sehen. Sie bekommen zwei große Boxen und später noch eine Koppel bis zum späten Abend. Ich bekomme das Zimmer des Enkels mit einem großen Schlafsofa. Abends wird gegrillt und wir trinken guten Bordeaux. Die eine Katze sieht Sally sehr ähnlich. Ich befreie sie von zwei Zecken am Kopf und sie hält ziemlich gut still. Der Opa erzählt aus seinem Reiterleben, wir alle klönen bis in die Nacht. Nebenbei hören wir, dass ein Bäckereiwagen mit Geldern der Filialen überfallen wurde und der/die Täter mit 10.000,- € auf der Flucht sind. Mit vollem Tempo sollen sie durch Schernikau gerast sein, verfolgt von der Polizei. Aber sie sind erstmal entwischt, die Polizei sucht noch... Werben Elbtormuseum 08.06.04: Die Räuber sind noch nicht gefasst. Aber warum sollten die ausgerechnet auf die kleinen Landwege gehen? Und die Flucht zu Pferd fortsetzen werden sie wohl auch nicht wollen, also keine Bange und weiter geht’s. Nach einem herzlichen Abschied starten wir um 10 Uhr. Wir gehen über Darnewitz nach Kläden. Dort müssen wir einige Minuten direkt an der Bahnlinie gehen. Erst kommt ein ICE von hinten, dann ein Güterzug. Der ICE ist ja leise und stört nicht weiter, aber der Güterzug hat mindestens zwei Dutzend Tankwagen angehängt und die alten Dinger machen einen Höllenlärm. Beruhigend auf die Pferde einreden ist zwecklos, ich verstehe mein eigenes Wort nicht mehr. Also muss ich sie an den sonstigen Hilfen behalten. Ich reite Nabila und lenke mein Handpferd Lezziran immer ein bisschen vor ihre Nase. So drehen wir uns mit Trippelschritten auf der Stelle und die Situation bleibt unter Kontrolle. Am Ortseingang Kläden sehen wir auf der anderen Straßenseite eine Weide mit zwei Goliath-Kaltblütern und einem großen Warmblut vom Typ wie Alina. Die drei haben uns auch gesehen und laufen zum Zaun, aber wir bleiben auf unserer Straßenseite. Auf der Kopfsteinpflaster-Hauptstraße reiten wir durch den Ort. Viele Jugendliche an den Bushaltestellen sprechen mich an. Dann wiehert Lezziran einmal kurz. Die nächsten jungen Mädchen, die uns links auf dem Fußweg entgegenkommen, drücken sich an die Hauswand. Ich wundere mich über so viel Ängstlichkeit, denn wir sind ja auf der anderen Straßenseite und gehen ganz am Rand. Plötzlich zeigt das eine Mädchen hinter mich und fragt „sind das auch Ihre?“ Die Drei haben ihre Weide verlassen und folgen uns im Trab. Schnell lenke ich Nabila und Lezziran von der Straße auf einen angrenzenden Parkplatz. Einen Sekundenbruchteil überlege ich, ob ich absitzen sollte, entscheide dann aber, dass ich von oben den besseren Überblick über die Situation habe. Ich stelle Nabila und Lezziran eng aneinander, damit sich keiner zwischen Reitpferd und Handpferd drängen kann und dann sind wir auch schon umzingelt, das Warmblut vor uns, die beiden Kaltblüter hinter uns. Sollte jetzt einer den Hengst markieren, hätten Nabila und ich knapp eine Tonne Pferd im Nacken... Ich fasse meine lange Gerte wie einen Degen und verscheuche erstmal das Warmblut vor unseren Nasen, dann haben wir schon mal ein bisschen den Fluchtweg nach vorn frei. Dann drehe ich mich im Sattel und wehre in gleicher Weise die beiden Kaltblüter ab. Sie biegen alle zusammen in eine Nebenstraße ein, die in die Richtung ihrer Weide führt. Ein paar Teenies quieken noch ein bisschen, dann ist der Spuk vorbei. Ich überlasse es den Passanten, die Polizei zu benachrichtigen. Unsere erste Priorität muss es sein, schnell einen Abstand zwischen uns und die Ausreißer zu legen. Wir gehen weiter über Garlipp. Weil aber der Feldweg im Feld endet, arbeiten wir uns am Feldrand entlang (ein Trupp Hasen läuft auf der von uns umkreisten Fläche immer hin und her) zur Straße und müssen nun früher als geplant die Landstraße in Richtung Bismark nehmen. Rund 20 Minuten gehen wir so im Verkehr, aber Nabila und Lezziran halten trotz Lkws und Bussen tapfer durch. Dann müssen wir noch einmal durch den ganzen Ort und der Verkehr wird noch dichter. Aber hier führe ich dann wieder und so erreichen wir ohne Probleme am Ortsende schließlich das Schullandheim. Ich binde die Pferde an einer Picknick-Kombination an und sattle allmählich ab. Weil die Weide nebenan noch nicht eingezäunt ist, kommen die Pferde anschließend zum Reitstall Henze, gute 10 Minuten Fußweg vom Schullandheim entfernt. Dort bekommen sie zwei Außenboxen und eine Koppel. Auf dem Rückweg genehmige ich mir bei Edeka ein Buttermilch-Eis. Ob ich morgen ausreite oder den Pferden nur mal Entspannung auf der Weide gönne, weiß ich noch nicht genau. Auf alle Fälle freue ich mich auf den Badesee nebenan. Weg nach Werben 09.06.04: Wieder Pech mit dem Wetter am Ruhetag, es regnet und gewittert (in Hamburg tobt derweil ein Unwetter mit schweren Sturmschäden, da haben wir noch richtig Glück in Bismark). Nur zwischen 15 und 18 Uhr ist es mal trocken und schlagartig furchtbar schwül. Die nasse Decke habe ich Nabila abgenommen und ihrer Box zum Trocknen aufgehängt, so ist sie leider für ca. 30 Minuten ungeschützt, das wird sich später noch rächen. Die Kirche konnte ich nur von außen besichtigen, aber nun habe ich wenigstens eine der typischen romanischen Feldsteinkirchen fotografiert auf meiner Reise. Zum Glück habe ich auch den ec-Automaten der Sparkasse gefunden. Im China-Imbiss gönne ich mir ein leckeres Mittagessen, nachmittags dann noch Kuchen im Stehcafé unweit vom Stall. Es ist ja schließlich Urlaub und so ein Ruhetag muss genossen werden, wenn es schon mit dem Badesee nichts geworden ist. Die Pferde haben wegen des Wetters einen Ruhetag auf der Weide bekommen, den sie ziemlich genossen haben. Ich trinke abends noch einen tschechischen Schnaps mit ein paar Munitionssuchern, die ebenfalls im Schullandheim ihr Quartier aufgeschlagen haben. Sie sind von meinen Reisen beeindruckt. Nebenbei erzählen sie, dass gelegentlich ein Obdachloser auf dem Gelände des Schullandheims übernachtet. Mir wird klar, dass das Geräusch an meiner abgeschlossenen Zimmertür letzte Nacht doch keine Täuschung war... 10.06.04: Großer Trubel beim Satteln und Bepacken, die gesamte Schulklasse (Erstklässler) versammelt sich um die Pferde, will streicheln, füttern, fragen. Ich muss aufpassen, was sie den Beiden geben und habe Angst, in dem Trubel irgendetwas liegen zu lassen. Schließlich ist aber doch alles aufgeladen und wir gehen los. Leider ist auch dieser Weg irgendwo dem Feld einverleibt worden. Durch die Ähren am Rand (immer schon in Furchenrichtung um nichts zu knicken oder zu zertreten) arbeiten wir uns raus bis an den Radweg neben der Hauptstraße nach Büste. Es ist neblig und feucht und von den hohen Ähren wird meine Hose beim Führen nass bis zur Hüfte. Und dann stehen auch noch große Disteln dazwischen, autsch! Am Ortseingang Büste finde ich den geplanten Anschlussweg und ab dann läuft alles bestens. Wir gehen auf Sandwegen, biegen schließlich an einen Wasserlauf ein, auf dem massenhaft gelbe Seerosen blühen. Neben einem Wehr fühlt sich Lezziran vom Plätschern inspiriert und beantragt mal wieder eine Pinkelpause. Erst kurz vor Dammkrug müssen wir auf die Straße, das ist eh wieder die abschließende Führphase. Die Pferde dürfen erstmal auf die Koppel, abends hole ich sie dann wegen der Mücken rein. Beide haben vom Gewittertag in Bismark Insektenstiche in der Sattellage. Ich kühle mit Wasser, um die Schwellungen zu lindern und tupfe später Tschamba Fii auf, das ja auch kühlend, abschwellend und juckreiz-lindernd wirkt. Mit einem älteren Ehepaar aus Minden, das mit vier Pferden und zwei Kutschen hier Urlaub macht, klöne ich beim Wein bis in die Nacht. Die schlafen in ihrem Planwagen, so einer Art 2-PS-Wohnmobil. Als ich mein Bett auf dem Heuboden richten will, flattert eine Fledermaus über meine Schulter hinweg nach draußen. 11.06.04: Die Wetterprognose ist schlecht, aber zunächst sieht es ganz ordentlich aus und es ist warm genug für kurze Ärmel. Bis Badel gehen wir die verkehrsarme Kreisstraße entlang, dann durch den Wald (Parchen), wo ich einfach mal ein bisschen träume während die Pferde am langen Zügel dem Weg folgen. In Apenburg streifen wir noch einmal die Ortschaft, dann geht es weiter durch die Natur bis Käcklitz. Das Wetter hat gehalten. Die Pferde bekommen zwei Außenboxen (und viel Bewunderung von den Reitschülern), ich bekomme das Ferienhaus. Auch hier ist nämlich eine Schulklasse, deshalb ist das Heuhotel belegt. Den Grillabend mit Lagerfeuer, Stockbrot und Liedern zur Gitarre verbringen wir gemeinsam. Ob wir morgen den direkten Weg nach Hagen (knapp eine Stunde im Schritt) oder einen Schlenker gehen, entscheide ich nach Wetterlage und Zustand der Insektenstiche in der Sattellage. Bis heute sind wir ca. 200 km gewandert und ich bin ganz schön stolz auf uns! 12.06.04: Es sieht gut aus am Himmel, aber die Prognose ist mäßig. Außerdem sind die Stiche links auf Nabilas Rücken noch ziemlich geschwollen. Als Packpferd hat sie heute das geringere Gewicht zu tragen. Ich polstere das Lammfell unter die Satteldecke, um den Druck weiter zu vermindern und entscheide mich für einen kleinen Schlenker über Langensiegenbeck, Wöpel und Valfitz, das scheinen die schönsten Wege zu sein. Kurz hinter Valfitz zieht von hinten und von den Seiten schwarze Bewölkung auf und es donnert. Dann verlieren wir noch Zeit, weil Lezziran an einer Eisenbrücke Terz macht und geführt werden muss. Richtung Hagen (wo unser Ziel liegt) ist das letzte Stück blauer Himmel, aber das Gewitter holt schnell auf. Entgegen meinen sonstigen Prinzipien traben wir bis Hagen und ich führe diesmal nicht das letzte Stück. Wir müssen unbedingt vor Ausbruch des Gewitters aus den Wäldern und Feldern raus sein. Das Landhaus Plate ist schnell gefunden. Die Pferde bekommen eine gemeinsame Laufbox und werden wegen des einsetzenden Regens drinnen abgesattelt. Grad noch mal geschafft! Ich kühle und desinfiziere Nabilas Insektenstich, der beim Ritt etwas gesuppt hat. Ich schätze, dass ich morgen nur polstern und den Sattel ganz lose angurten werde und dann das ganze Stück führe. Mein Quartier ist ein Mehrbett-Zimmer, aber ich bin derzeit allein hier. Ein weiterer Gast ist in einem Einzelzimmer und zum Essen kommen noch ein paar Reiter dazu. Abends sitzen wir mit 8 Personen bei Pizza und Sekt und schnacken über Ausbildung, Erziehung, Parelli, Roberts, Geitner und PK.
Bismark Feldsteinkirche 13.06.04: Vorm Frühstück putze ich die Pferde, damit es nachher schneller geht. Nabilas Insektenstich ist etwas abgeschwollen und hat erstmals nicht nachgeblutet. Trotzdem will ich bei meinem Plan bleiben, sicherheitshalber. Während ich frühstücke, beißt Nabila den Stich wieder auf. Also erstmal ein sauberes Taschentuch drauf, dann das Lammfell drüber und dann Satteldecke und Sattel glatt auflegen und nur so gurten, dass alles eben am Platz bleibt. Das Gepäck trägt Lezziran, der eh turnusmäßig dran war und ich führe das ganze Stück. Wir gehen über Saalfeld in Richtung Maxdorf auf kleinen Landwegen, biegen dann auf der Höhe von Maxdorf ab nach Benkendorf. Die Überquerung der B 71 macht keine Schwierigkeiten, wir finden schnell eine Lücke im Verkehr. In Benkendorf gehen wir weiter Richtung Königstedt, erst über Kopfsteinpflaster, dann über Sand und Schotter durch den Wald. Königstedt streifen wir am Rande und gehen dann auf Asphalt (Nabila schön am Rand auf dem Gras) das letzte Stück bis Pretzier. Nach drei Stunden sind wir da. Auto und Anhänger stehen zum Glück noch an Ort und Stelle. Ich sattle die Pferde am Anhänger ab, verstaue das Gepäck im Auto. Dann binde ich die Pferde einen Augenblick an den Pfosten eines Reklame-Schildes während ich den Anhänger ankupple. Als beide Pferde aufgeladen sind und ich die Klappe schließe, kommt gerade der nette Futtermeister. So bekommen wir noch ein Netz Heu für die Fahrt. Anfangs randaliert Nabila wieder. Ich glaube, sie mag die hinteren Gamaschen nicht. Auf der kurzen Fahrt mit Lutz Seeger war sie nämlich hinten nicht bandagiert und stand ruhig. Aber nützt ja nix, ich kann sie nicht ohne Beinschutz transportieren, das ist zu riskant. Die Rückfahrt geht ebenso glatt wie die Anreise und nach 2 ½ Stunden sind wir auf dem Geesthof. Nabila wiehert bereits ab dem EEZ, sie hat die Heimat wohl irgendwie erkannt. Die Pferde beziehen ihre angestammte Box und mümmeln gleich los. Ich werde später zuhause von Minou begeistert begrüßt und die ganze Nacht beschmust. Gott sei Dank, dass es auch ihr noch gut geht. Nun kann ich sagen, dass die Reise wirklich toll war. Nabilas Insektenstich hat sich übrigens entzündet und musste vom Tierarzt behandelt werden. Das Loch heilt langsam, nach einer Woche ist an Reiten noch immer nicht zu denken, weil die Stelle wirklich genau in der Sattellage liegt. Ich trainiere sie als Handpferd neben Lezziran und neuerdings auch am Fahrrad. Schließlich wollen wir ja auch noch in drei Wochen zum Distanzritt. Aber das ist ein anderes Thema.
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