Neustadt/Dosse - Araberturnier Juni 2001
Es
geht um die diesjährige Araberschau in Neustadt / Dosse. Seit Jahren treten
dort arabische Pferde unter dem Sattel und im Schauring an, um zu beweisen, dass
der heutige Araber nicht nur schön, sondern auch nach wie vor leistungsbereit
ist. Doch in den letzten Jahren hat sich eine merkwürdige Teilung
herausgebildet: Die Vollblutaraber sind zahlreich im Schauring zu sehen und kaum
in den Reitpferdeprüfungen, während die Angloaraber und Halbblüter unter dem
Sattel brillieren und kaum an der Hand gezeigt werden. Wie kommt das? Wie
kann es kommen, dass einige VA-Züchter bereits ihren eigenen Kindern
Turnierponys kaufen, anstatt die gestütseigenen Vollblutaraber ins Feld zu
schicken? Wie konnte es dazu kommen, die Ansätze in Neustadt und Ströhen und
Schneverdingen waren doch gut? Wenn es so weitergeht, wird der Vollblutaraber
bald vollständig aus dem Dressur- und Springsport verbannt sein! Wir
müssen uns wieder darauf besinnen, dass der Vollblutaraber geritten vorgestellt
werden muss. In Zeiten wo Spezialrassen wie Andalusier, Isländer und Friesen
die Freizeitreiterszene bunt machen, muss der Araber sich behaupten. Dies ist
nicht einfach und wird bestimmt nicht einfacher dadurch, dass die Vollblutaraber
gegen Pferde in Araberklassen antreten, die zum Teil mehr Kaliber besitzen, als
so manche Warmblüter. Nicht,
dass ich falsch verstanden werde - ich höre die Kritiker schon "Wenn Deine
Araber nicht gewinnen, bist Du wohl nicht zufrieden?" oder "Wenn der
Araber gegen die Konkurrenz keine Chance hat, darf er eben nicht starten." Und
hieß es nicht immer, wir sollen unsere Araber aus den Ställen holen und
vorstellen, gerade in Konkurrenz zu Warmblütern? Doch was nutzt es, wenn schon
bei Beginn der Prüfung feststeht, dass ein AV diese kaum gewinnen kann. Nicht
weil er nicht korrekt genug geht oder den Anforderungen nicht entspricht,
sondern weil schon von vornherein der Typ des Dressurpferdes feststeht: Kleine
Warmblüter im Dressurtyp. Doch damit machen wir uns unsere Zucht kaputt. Natürlich
sollen die Araber marschieren können, über genügend Fundament verfügen und
Nerven beweisen. Zudem: Bei all dem
darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass auch arabische Ausstrahlung, Flair
und Schönheit nicht gänzlich vergessen werden dürfen. Das neue Ideal - kleine
Warmblüter? Nein, so darf unsere Zucht nicht enden. Reitpferdepoints ja, Abkehr
vom typvollen Araber nein! Doch
was kann man ändern, was verbessern? Hier mein Vorschlag: Einhaltung der früher
geltenden Bestimmung, dass die startenden Pferde mindestens 50% arabisches Blut
führen müssen oder Trennung nach Klassen. Lassen
wir es nicht zu, dass unsere Araber in ein Abseits gedrängt werden, das sie
nicht verdient haben! Ich war und bin immer dafür, dass meine Pferde sich
beweisen müssen. Aber ich möchte sie auch fair behandelt wissen. Fair in dem
Sinne, dass sie auf einem Araberturnier bei gleichem Können auch gleiche
Chancen erhalten - auch wenn sie kleiner sind, auch wenn sie nicht aussehen wie
Ahlerich oder Gigolo! Will ich meine Pferde gegen Warmblüter starten lassen,
kann ich das bei jedem Turnier "um die Ecke" tun, wie schon sehr oft
und mit Erfolg geschehen. Ja, ich gebe zu, ich war in Neustadt etwas verstimmt
und auch etwas traurig - über das absolute Reitpferdeziel, dass dort der Warmblüter
anscheinend verkörpert, darüber dass in der Stutenleistungsprüfung die Noten
nicht öffentlich genannt wurden, darüber dass ich immer mehr vertraute
Gesichter in Neustadt vermisse, weil sie es aufgegeben haben ihre Araber dort zu
präsentieren... Und gerade letztere waren meist stolze Besitzer eines einzigen
Pferdes, die unter viel Mühen (auch finanziellen) die weite Reise unternahmen,
um ihren AV vorzustellen. Und gerade diese wollen wir doch motivieren... 1998
starteten noch 6 AV in der M-Dressur, 2001 waren es ganze 2. Der Araber und auch
seine Reiterinnen und Reiter haben es nicht verdient verkannt zu werden - stehen
wir zu ihnen! 2003 in Neustadt - 10 AV in der M? Gez.
Rudolf Tiemann, Regionalbeauftragter des Araberverbandes, |