Lezzirans erster Wanderritt

Während die meisten Menschen wahrscheinlich das Wochenende wo irgend möglich im Schutze einer Reithalle oder zuhause verbracht haben, habe ich am letzten Oktober-Wochenende 2002 den ersten Gruppen-Wanderritt meines Lebens gemacht. Und es hat riesig Spaß gemacht!! 

Vielleicht muss man ein bisschen verrückt sein dafür, aber ich bin nicht die Einzige. 11 Reiter hatten sich angemeldet und alle sind erschienen. Meine erwachsene RB war mit Nabila dabei (für sie war es der erste Wanderritt, Nabila hat da ja schon Routine) und ich habe Lezziran geritten. Der kleine Schlumpf hat seine „Feuerprobe“, die mehr eine Wasserprobe war, bravourös gemeistert. Los ging’s erstmal damit, dass im heimischen Stall Stromausfall war und ich die Pferde im Dunkeln geputzt und dann im Schein meiner Stirnlampe Lezziran die Hufschuhe angezogen habe. Die Fahrt nach Norderstedt (Startpunkt war der Stall Fuchsmoor) ging ohne Probleme. Beim Satteln brach dann das Sauwetter los, hörte dann nochmal wieder auf um dann erneut zu beginnen, als wir eben vom Hof gingen. Somit waren die Sättel schon mal nassgeregnet bevor wir uns das erste Mal draufsetzten. Der Regen dauerte dann den Rest des Tages an. Unser Rittführer meinte zwar immer wieder „es kann nur noch besser werden“, aber es wurde höchstens anders: Mal kam der Regen in dicken Tropfen, mal in dünneren, mal fiel er senkrecht von oben, mal waagerecht von der Seite... Die Reitwege waren stellenweise komplett geflutet, die Pferde liefen zum Teil bis zum Karpalgelenk im Wasser. An anderen Stellen waren ebensotiefe Matschlöcher. Der Weg ging über das Naturschutzgebiet Wittmoor, Wulksfelde, Gut Stegen, Nienwohlder Moor, Sülfeld nach Grabau. Die Alsterfurt konnten wir nicht durchqueren, das Wasser stand so hoch, dass wir sonst hätten schwimmen müssen. Also sind wir über die Brücke geritten. Zwischendurch sind wir auch immer wieder getrabt, wobei wir zur Schonung von Lezzirans noch nicht so gefestigten Beinen dies nur auf festen Wegen taten. Kurz vor Grabau kam dann noch leichtes Klettertraining dazu. An rutschigen Stellen postierte sich unser Rittführer und gab bei Bedarf Anweisungen. Dank des Profils von Lezzirans Hufschuhen hatten wir hier keine Probleme und er ging die Hänge auch immer ganz gesittet und langsam herunter als hätte er da schon jahrelange Erfahrung. Trotz Wachsmänteln, Ponchos und ähnlicher Regenkleidung waren wir alle reichlich nass als wir in Grabau bei Iris ankamen.

Nachdem die Pferde versorgt waren (zum Glück konnten 6 von ihnen drinnen in der Scheune im Laufstall und zwei Boxen unterkommen und standen schon mal für die Nacht trocken), hängten wir die Satteldecken, nasse Jacken und Mäntel und teilweise auch die Reithosen in Iris‘ Heizungskammer zum Trocknen auf und ließen uns im geheizten Reiterstübchen mit einem leckeren Hühnerfrikassee und mega-leckerer Quarkspeise verwöhnen. Geschlafen haben wir dann in der Scheune auf den nebeneinandergelegten großen Quader-Strohballen. Meine Pferde hatten von ihren Boxen genau den Blick auf unser Schlaflager und guckten uns morgens interessiert zu, als wir uns wieder aus unseren Schlafsäcken herausschälten.

Nachdem es die Nacht trocken geblieben war, fing es natürlich beim Aufstehen wieder zu regnen an. Obendrein hatte der Wetterdienst Orkanwarnung auch für Norddeutschland gegeben. Es kam also darauf an, möglichst früh wieder in Norderstedt zu sein, um auch die Heimfahrt mit den Anhängern noch heil zu schaffen. Unser Rittführer drückte also etwas mehr aufs Tempo, sodaß wir letztlich eine Stunde weniger brauchten als am Vortag. Der Regen hörte diesmal zwischendurch auf und wir hatten bei der kurzen Mittagsrast im Wald sogar Sonnenschein. Dann kam aber ein Gewitter auf und wir beendeten die Rast schleunigst, da der Wind enorm auffrischte. Ein Baum fiel knarrend um, blieb aber im 45°-Winkel an einem anderen hängen, halb über unserem Weg. Nach kurzem Abwarten ritten wir geschlossen und zügig darunter hindurch. Ein Stückchen weiter lagen große Teile eines Baumes auf der kleinen Dorfstraße, die wir entlangritten. Ein Polizeiwagen stand dort und schickte Autofahrer zurück. Wir ritten näher um zu sehen, ob wir mit den Pferden noch daran vorbeireiten könnten. Plötzlich machten die beiden Tetenpferde und der Begleithund einen Satz und der Hund jaulte auf. Ich sah zur Seite und sah neben mir am Boden ein schwarzes Kabel, der Baum hatte eine kleine Überlandleitung heruntergerissen und das blanke Ende setzte die nasse Straße teilweise unter Strom!! Wir wendeten eilig und passierten die Stelle stattdessen am Feldrand. Wieder versuchten wir, durch Traben noch mehr Zeit aufzuholen. Meine gut trainierte Nabila lief mit ihrer Reiterin Silke immer locker in der Spitzengruppe mit. Lezziran war irgendwann total groggy, lief nur noch mit weil alle liefen, brachte aber nur noch einen ganz flachen Western-Jog zustande und ich musste im Schwebesatz über dem Sattel balancieren, weil ihn Leichttraben aus dem Takt brachte. Aber er lief tapfer weiter. Und in den Führ-Pausen erholte er sich immer wieder ganz gut. Schließlich kamen wir glücklich in Norderstedt an, wo wir zügig abgesattelt und verladen haben. 

Der Heimweg (wieder in dichtem Regen) ging ganz langsam und vorsichtig vonstatten und wir sind heil und gesund wieder zuhause angekommen. Die nächsten beiden Tage habe ich Lezziran nur ein bisschen longiert, dann war er schon wieder ganz der Alte und hatte auch wieder seinen schelmischen Blick. Ich bin sehr stolz auf uns alle, dass wir das so gemeistert haben (vor allem natürlich auf meine braven, coolen Pferdchen). Und ich bin sehr zufrieden mit unseren Hufschuhen. Die Mitreiter haben alle mächtig gestaunt, dass wir in diesem tiefen Matsch die Hufschuhe nicht verloren haben.


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