Der Wanderritt von Astrid Peters und ihrer AV Stute Nabila 
 - von Hamburg-Sülldorf nach Mustin und zurück bis Norderstedt-Glashütte -

1.) Vorbereitungen

Schon seit Jahren wollte ich gern einen Wanderritt machen, nun war es also endlich soweit. Ich hatte mir eine Strecke ausgeguckt und die entsprechenden Karten besorgt. Meine neunjährige Araberstute Nabila und ich waren körperlich ausreichend fit und die Übernachtungsquartiere hatte ich auch im Vorwege geklärt. Unsere Ausrüstung bestand aus einem Wintec-Vielseitigkeitssattel (ich wollte wo irgend möglich Gewicht sparen, deshalb musste es ein Wintec sein. Leider war der Wintec-Trekking zu lang für ihren Rücken.), zwei einzelnen sehr stabilen Packtaschen, die ich nach einem selbst ausgeklügelten System an den Gepäckringen des Sattels befestigte, Vordertaschen für den Notproviant sowie einer wasserdichten Motorrad-Rolle (Ortlieb) für Isomatte, Schlafsack und Falteimer für das Tränken unterwegs. Außen auf die seitlichen Packtaschen wurden noch auf einer Seite mein Wachsmantel und auf der anderen Seite Nabilas Ekzemerdecke aufgeschnallt. Obwohl ich mich kleidungstechnisch auf das Notwendigste beschränkt habe (und wir außer Erste-Hilfe-Ausrüstung und Hufzange auch wirklich alles unterwegs brauchten), kamen bei dieser robusten Ausrüstung zusätzlich zum Sattel 20 kg Gepäckgewicht zusammen. Damit stand von vornherein fest, dass wir nur Schritt gehen und ich zur Schonung von Nabila viel nebenherlaufen würde. Letzten Endes habe ich von unseren 230 km Gesamtstrecke ungefähr die Hälfte zu Fuß zurückgelegt. Aber nun mal schön der Reihe nach:

2.) Start mit viel Asphalt 

Sonntag 17.06.01: Alle Taschen waren fertig gepackt und im Auto, so dass ich morgens zeitig zum Stall starten konnte, um mein Pferd von der Weide zu holen. Sie hatte die halbe Ekzemerdecke unter dem Bauch hängen, die Beinschnüre waren abgerissen, der Schweiflatz auch. Nur gut, dass ich für den Wanderritt unsere zweite Decke repariert hatte. Eine kleine Bissspur auf ihrer Kruppe sagte mir, dass da wohl Fremdbeteiligung vorlag. Zum Glück war die Wunde aber nur ganz oberflächlich und außerhalb von Sattel- und Gepäcklage.

Putzen, Satteln, Bepacken ging ruhig und recht zügig vonstatten, dafür vergaß ich dann aber meine Chapsletten im Sattelschrank. Mein Vater, der als „Kameramann“ dabei war, zog los um sie zu holen und schnell mit dem Auto hinterher zu bringen. So ging es dann nach einer Führstrecke um 10:45 Uhr endlich reitender Weise los zu unserem großen gemeinsamen Abenteuer. Als erstes mussten wir mal die Brücke über die LSE (Landstraße von Schenefeld nach Elmshorn) finden. Nach kurzem Irrweg und zwischenzeitlichem Verlieren und wieder Aufschnallen der Ekzemerdecke (man muss die Riemen doch fester anziehen als man zunächst denkt) gelang uns diese erste Aufgabe. Hier endete dann leider auch schon die bereitbare Strecke dieser ersten Etappe. Der Rest bestand aus Führen über verkehrsreiche Asphaltstraßen, Autobahnbrücken etc. Über Halstenbek (Brander Hof), S-Halstenbek, Wohnmeile, Überquerung der A23, Rellingen, Ellerbek (hier wurden wir zum ersten Mal angesprochen und fotografiert) kamen wir schließlich an unserem Zielort Bönningstedt an. Der Weg durch die Orte entpuppte sich auch deshalb als schwierig, weil auf der Wanderkarte leider keinerlei Straßennamen angegeben waren, was uns sicher etliche zusätzliche Kringel beschert hat. Um 16:30 Uhr kamen wir bei dem kleinen Pensionsstall an und wurden sehr nett empfangen. Nabila bekam eine extra abgesteckte, abgeäppelte Weide und nahm für die nächsten zwei Stunden die Nase nicht mehr aus dem Gras. Danach guckte sie kurz in die Runde, wieherte mich an und mümmelte weiter. Ich hielt derweil Klönschnack mit einigen Einstellerinnen, wurde mit Mineralwasser und frischen Erdbeeren verwöhnt und bekam eine saubere Abschwitzdecke als Kopfkissen geliehen. Als dann abendlicher Regen einsetzte und alle den Heimweg angetreten hatten, habe ich in einer komplett leeren Box mein Nachtlager aufgebaut. Ehrlich gesagt, es war ein bisschen kühl diese Nacht, so mit der leichten Isomatte auf dem blanken Beton. Aber geschlafen habe ich schließlich doch und am nächsten Morgen waren wir beide bereit zu neuen Taten.

3.) Von Bönningsstedt bis Tangstedt

Montag 18.06.01: Der Regen hatte rechtzeitig aufgehört, Nabila war trocken und konnte problemlos geputzt und gesattelt werden. Das Wetter war optimal. Es blieb die ganze Zeit trocken und die Temperaturen waren so, dass man es gerade eben im T-Shirt und ohne Jacke aushielt. Die Karte für den heutigen Streckenabschnitt war viel besser, weil sie dank einiger Straßennamen bessere Orientierungsmöglichkeiten bot. Obendrein waren hier die Reitwege mit eingezeichnet, ein unschätzbarer Vorteil. Bis zum Stall Hatje (Spann) habe ich geführt, wieder gab es dabei eine Autobahn zu überqueren, die A7 bei Schnelsen. Dann musste ich noch einmal neu satteln, weil beim Aufsitzen alles herumrutschte. Mit dem Gepäck musste ich also etwas fester gurten als ich das alltags tue. Aber man lernt halt immer dazu. Das ist uns im weiteren Verlauf nie wieder passiert. Bis Syltkuhlen (beim NSV) konnten wir schön reiten, dann ging es wieder ans Führen: Friedrichsgaber Weg runter und durch das Neubau- und Gewerbegebiet Harckesheyde. Der Verkehr dort ist nicht ohne, aber Nabila war an der Hand jederzeit unter Kontrolle. Besonders gern hatte sie die Lkws allerdings nicht, die da an uns vorbeidonnerten und die sie wegen der dicken Taschen erst sehen konnte, wenn sie schon neben ihr waren. Aber sie ist zuverlässig und mutig und macht alles mit was ich von ihr möchte. Bei solchen Gelegenheiten kommt mir ein Werbeslogan in den Sinn „Vertrauen ist der Anfang von allem“. Auf unsere Situation traf er haargenau zu.

Nach Überquerung der Schleswig-Holstein-Straße ging es reitend weiter durch den Tangstedter Forst bis zum Ortseingang Tangstedt (bei Norderstedt).

 Hier habe ich wieder das letzte Stück bis zu unserem Quartier geführt. Gestartet waren wir um 10:30 Uhr, Ankunft war gegen 17:00 Uhr. Während wir auf die Entscheidung warteten, auf welcher der Weiden Nabila ihre Nacht verbringen durfte, traf ich überraschend dort meine gute Bekannte Katja mit ihrem Araberwallach Mutabor, da klönte es sich gleich noch einmal so gut. Hier wollten wir dann am nächsten Tag einen Ruhetag einlegen.

Die schlechte Nachricht kam, als ich mich wie verabredet bei meiner Familie meldete (Da ich ganz allein unterwegs war, hatte ich meinen Streckenplan bekannt gegeben und vereinbart, mich an jedem Etappenziel zu melden. So würde im Falle eines Falles das abzusuchende Gebiet überschaubar sein.):

Mein Vater hatte festgestellt, dass ich mich bei der übernächsten Etappe total vermessen hatte. Sie war nicht 25 km Reitstrecke sondern gut 35 km Luftlinie, das ergab letztlich rund 62 km Reitstrecke! Das konnten wir natürlich unmöglich an einem einzigen Tag schaffen. Dummerweise hatte ich aber für den darauf folgenden Tag eine fest gebuchte Übernachtung im Hotel, das konnte ich nicht so einfach verschieben. Uns blieb nur eine Möglichkeit. Der Ruhetag musste gestrichen werden. Zum Glück erklärte sich unsere nächste Quartiergeberin Claudia Wolgast damit einverstanden, dass wir schon am folgenden Tag kommen wollten. Nun musste ich nur noch eine Übernachtung auf der Hälfte der Strecke finden. Hier half mir meine Familie mit ihren vielfältigen Verbindungen. Mein jüngster Bruder war mal als Betriebsleiter auf Hof Lütjensee tätig gewesen und kannte einen Landmaschinen-Händler in Schiphorst, was ungefähr dem Zielbereich entsprach. Ein Anruf bei diesem netten Herrn und er fand für mich tatsächlich einen Stall, in dem wir als Wanderreiter so kurzfristig herzlich willkommen waren. So konnte ich dann doch beruhigt mein Nachtlager beziehen, welches diesmal in einem bequemen alten Sofa in der Gartenlaube des Hofbesitzers bestand. Es tat mir natürlich leid für Nabila, dass sie nun keinen Ruhetag bekam. Aber immerhin war die nächste Etappe (Tangstedt – Klein Hansdorf) eine kurze.

4.) Übernachtung mit Ziege

Dienstag 19.06.01: Die Nacht war ruhig und gemütlich, Nabila ging es auf ihrer Weide ebenfalls prächtig. Ihr Frühstück bestand aus einer Portion Hafer zusätzlich zur Weide, meines aus 2 Hartkeksen, einem Riegel Notration (ich hatte mich proviant-technisch beim Expeditionsausrüster eingedeckt) und ½ l Wasser.

Das Putzen mit dem Putzhandschuh genoss Nabila sichtlich, von Druck- oder Scheuerstellen keine Spur. Wir starteten wieder gegen 10:30 Uhr. Unser Weg führte, nachdem wir Tangstedt hinter uns gelassen hatten, durch den Wulksfelder Forst. Wieder war das Wetter trocken und von den Temperaturen her so, dass ich beim Starten die Jacke ausziehen konnte. Weil ich wie üblich einmal falsch abgebogen bin (der Umgang mit Karte und Kompass war halt sehr gewöhnungsbedürftig), sind wir leider statt über Wiemerskamp ganz über Kayhude gegangen. Na ja, ganz so groß war der Umweg dann zum Glück doch nicht, bedeutete nur wieder ein Stück Bundesstraße mit dem entsprechenden Verkehr. Und wir hatten unterwegs noch Zeit für eine kleine Grase-Pause, bei der ich das Gebiss aus dem Wanderreit-Trensenzaum ausgehängt habe. Was aus der Karte leider nicht so ersichtlich war: Über „Langereihe“ nach Jersbek zu gehen ist nicht gerade schön, weil dort viel Verkehr ist und kein brauchbarer Randstreifen. Irgendwo stießen wir dann auf ganz kleine „grüne“ Wege neben der Straße und gingen darauf weiter. Allerdings waren die bald so grün, dass man keine Straße oder ähnliche Orientierungspunkte mehr sehen konnte. Als ich gerade wieder kehrtgemacht hatte, weil ich dachte wir hätten uns schon wieder vertan, sprach mich ein älterer Herr an, der seinen Rasen nebenan mähte. Und siehe da, der Weg war doch richtig. Kurz vor 16:00 Uhr kamen wir bei Claudia Wolgast am Offenstall an und wurden herzlich empfangen. Nabila bekam wieder ein eigenes Weidestück und mümmelte los, was das Zeug hielt. Ich durfte mit Claudia und ihrem Mann zusammen lecker zu Abend essen und eine Karte für das fehlende Teilstück (deswegen hatte ich mich auch mit der Entfernung so verschätzt) konnte ich mir bei Claudia auch ausleihen. Da der Bekannte meines Bruders mir ja mittlerweile in Schiphorst ein Quartier organisiert hatte, konnte es also am nächsten Tag beruhigt weitergehen. Nach dem Abendessen brachte mich Claudia zurück zum Offenstall, wo ich die Nacht in der Strohkammer verbrachte. Auf der einen Seite die Krankenbox, auf der anderen der Ziegenauslauf, da gab es natürlich jede Menge Geräusche. Anfangs war mir auch noch etwas kühl, aber das gab sich nachdem ich die Kapuze meines Mumienschlafsacks richtig zugezogen hatte und ich habe trotzdem gut geschlafen. Morgens beim Aufrollen der Isomatte sah mein Schlafplatz wie die reinste Berg- und Tal-Bahn aus, aber Rückenschmerzen hatte ich trotzdem nicht.

5.) Von Rehen und Milanen

Mittwoch 20.06.01: Nabila hat ihren Tränkeimer die ganze Nacht nicht angerührt. Nun hat sie ja auf der reinen Schritt-Tour auch nicht geschwitzt und das taufeuchte Gras ist bestimmt auch sehr saftig, aber ein bisschen besorgt bin ich schon. Die Hautfalten-Probe zeigt zum Glück noch keine Anzeichen von Flüssigkeitsmangel im Gewebe. Vielleicht mag sie ja das Brunnenwasser bei Claudia nicht (obgleich sie sonst noch nie heikel war mit ihrem Trinkwasser)? Also wasche ich mich mit dem Wasser aus ihrem Eimer und spendiere ihr stattdessen den Kanister Leitungswasser, den Claudia mir bereitgestellt hat. Nützt nichts, sie will trotzdem nicht trinken. Also bleibt mir nur, sie weiter zu beobachten. Noch geht es ihr ja prima. Mir auch. Claudia bringt ein super-leckeres Frühstück mit an die Weide und wir essen erstmal gemeinsam. Danach wie üblich putzen, satteln, bepacken. Claudia und Masoun begleiten uns noch ein Stück und bringen uns so auf den richtigen Weg. Am Golfclub Jersbek trennen wir uns und ich reite allein weiter nach Claudias Wanderkarte. Die ist zwar schon etwas älter, aber als Anhaltspunkt reicht sie allemal. Wir müssen durch einige Orte, finden aber immer wieder auch kleinere Straßen und gute Randstreifen. Bis Elmenhorst reite ich noch, den gesamten Rest der Strecke führe ich dann. Es wird ziemlich warm und die Reit-Stiefeletten sind nicht wirklich als Wanderschuhe konzipiert. Ich bekomme heiße Füße und habe abends jede Menge Blasen unter den Füßen, aber wenigstens mein Pferd ist fit! Wir überqueren wieder zwei Autobahnbrücken (A21 und A1). Nabila ist etwas aufgeregt wenn die Lkws unter ihr entlangdonnern, kommt aber brav mit mir mit. In Lasbek-Gut und Lasbek-Dorf wird es dann wieder ruhiger. Ich halte kurz an, um mir etwas von meinem isotonischen Getränk zu genehmigen und biete auch Nabila etwas an, aber sie ist noch immer nicht durstig. Mittags bekomme ich dann an einem Getränkemarkt meinen Falteimer mit Tränkwasser für Nabila gefüllt und sie trinkt endlich mal etwas. Unterwegs bleibt viel Gelegenheit für Naturbeobachtungen. Wir sehen Rehe und einen roten Milan. Weiter geht es über Barkhorst und Eichede nach Schiphorst in unser last-minute-Quartier auf dem Hof von Gerhard Sell. Wir sind froh als wir angekommen sind. Nabila bekommt eine Box mit viel Stroh und Heu und nutzt auch sofort die Selbsttränke. Ich darf in einem extra für Wanderreiter vorgesehenen Zimmer mit 6 Etagenbetten schlafen. Außer mir ist aber kein weiterer Übernachtungsgast da. Ich werde mit Kaffee und Kuchen empfangen, weil die Reitlehrerin gerade Geburtstag hat. Und nachdem ich mich geduscht und umgezogen habe, gehen wir noch mit ein paar Leuten gemütlich zum Italiener im Ort. Spät abends mache ich dann meinen Streckenplan für den nächsten Tag. Das wird unsere längste Etappe, ca. 35 km bis Schmilau. Ich muss unbedingt öfter mal den Kompass mit heranziehen und möglichst keine Fehler machen, sonst sind wir noch länger unterwegs!

Meine Eltern haben angekündigt, uns morgen in Schmilau mit dem Wohnmobil zu besuchen. Prima, dann verbringe ich den Abend wenigstens nicht einsam im Hotel.

6.) Äste Mikado

Donnerstag 21.06.01: Wir sind beide gut ausgeruht. Nabila hat Kraftfutter bekommen, ich habe wieder von meinem Expeditions-Proviant gefrühstückt. Um 9:00 Uhr brechen wir auf, denn der Tag wird lang werden. Aber der Weg ist sehr schön und die sommerlichen Temperaturen bleiben erträglich. Wir finden fast überall kleine Kreisstraßen mit gutem Randstreifen und auch ganz viele Sandwege. So kann ich etwas mehr reiten und meine lädierten Füße schonen und Nabila schreitet munter und schaubend aus. Von Schiphorst ging es über Sandesneben und Lüchow bis kurz vor Duvensee. Dann war ein Weg gesperrt und so gab es einen kleinen Extra-Schlenker über Ritzerau und Nusse. In Panten lagen wir wieder genau auf dem ursprünglichen Kurs und konnten eine kleine 10-Minuten-Rast für Nabila einlegen zum Grasen. Über die Donnerschleuse haben wir den Elbe-Lübeck-Kanal überquert. Das ist eine nette kleine Holzbrücke mit ganz wenig Verkehr und ganz ohne Schwerverkehr. Nabila verzog beim Überqueren des Kanals keine Miene, obgleich ihre Hufeisen auf der Holzbrücke ordentlich polterten. Wie so oft kam ich auch hier mit einer Anwohnerin ins Gespräch (diese Gelegenheiten ergaben sich eigentlich immer während der Führ-Phasen). Das Echo ist immer positiv, die Leute finden es toll, dass es noch jemanden gibt, der so was macht. Viele haben uns unterwegs sogar deshalb fotografiert. Von dieser Anwohnerin bekomme ich wieder Tränkwasser für Nabila.

Kurz vor Schmilau müssen wir noch einmal durch den Wald reiten, Ankersches Ziegelbruch heißt es dort laut meiner Karte. Plötzlich steht dort ein kleines Schild, dass man derzeit die Wege nicht betreten darf. Überall liegen abgeschnittene Äste. Ein Blick auf die Karte offenbart mein Dilemma. Es gibt keinen anderen Weg, wir müssten sonst meilenweit zurück und über die Hauptstraße einen großen Bogen gehen. Es ist schon spät am Nachmittag, von Forstarbeiten ist nichts mehr zu hören und ich will meinem Pferd auch keine langen Umwege auf einer eh schon langen Strecke mehr zumuten. Also beschließe ich, dass ich meine Nase in der Karte hatte und das Schild nicht gesehen habe. Nabila bewältigt das „Äste-Mikado“ bravourös. Wir überqueren die B207 und reiten am Schmilauer Tangenberg noch ein Stückchen durch den Wald. Dann kommen wir in Schmilau an und finden den Reitstall, in dem Nabila diese Nacht verbringen wird. Gleich gegenüber liegt mein Hotel. Als wir nach 8 ½ Stunden am Stall ankommen ist gerade keiner da. Ich binde Nabila erst mal an und sattle sie ab. In dem Moment kommt dann auch eine nette junge Dame und begrüßt uns und kündigt uns telefonisch beim Stallbesitzer an, der gleich vorbeikommen will. Erst mal kommen aber meine Eltern an. Nachdem Nabila versorgt ist und auf ihrer Weide steht, tragen wir mein Gepäck zum Hotelzimmer. Beim gemeinsamen Abendessen berichte ich von unseren bisherigen Erlebnissen. Dazu gehört auch, dass wir heute Bussarde und Weißstörche gesehen haben.

Nur noch eine kurze Etappe, dann haben wir unseren Endpunkt erreicht und treten den Heimweg an.

7.) Aus mit dem schönen Wetter...

Freitag 22.06.01:Wie üblich wache ich gegen 6:00 Uhr auf. Da ich erst für 8:00 Uhr Frühstück bestellt habe, lasse ich mir nach der Morgentoilette die Stallschlüssel geben und bereite schon mal die Ausrüstung vor. Tägliches Ausbürsten von Satteldecke und Gamaschen muss sein! Wir wollen ja schließlich keine Scheuerstellen riskieren. Nabila begrüßt mich freudig, der Stallhund auch.

Das Frühstück ist lecker und so üppig, dass ich noch Proviant einpacken kann. Beim Putzen entdecke ich eine leichte Schwellung an der Stelle, auf der der hintere Verbindungsriemen zwischen den Packtaschen liegt. Die Stelle ist zwar weder warm noch druckempfindlich, aber ich schnalle ab jetzt den Riemen lieber im Dreieck. Das heißt einer läuft weiterhin gerade zwischen den Taschen, der andere läuft durch den Ring vom Schweifriemen. Beides ist mit dem Lammfell abgepolstert. So wird der Druck noch besser verteilt. Gegen 9:30 Uhr brechen wir auf. Die Etappe heute ist unsere kürzeste, aber leider sieht das Wetter nicht so einladend aus. Im Wald gibt es wieder mal mehr Wege als auf der Karte oder umgekehrt, jedenfalls verirren wir uns erneut. Plötzlich befinden wir uns auf dem Schießstand vom BGS. Nichts wie weg, mein Schimmelchen gibt womöglich sonst eine gute Zielscheibe ab. Leider ist dieser Schießstand auf meiner Reitwege-Karte gar nicht eingezeichnet, wo zum Geier befinden wir uns denn nun eigentlich?? Zum Glück habe ich für dieses Gebiet noch eine herkömmliche Wanderkarte und darauf ist der Schießstand auch verzeichnet. Sieht so aus als müssten wir jetzt erst mal ein Stückchen an der Hauptstraße entlang. Aber gerade als wir das in Angriff nehmen, setzt der Regen ein. Vom Wald auf der anderen Straßenseite her sehe ich eine Wand auf uns zukommen und dann sieht man plötzlich gar nichts mehr von dem Wald. Schnell schnalle ich meinen Wachsmantel von der Tasche und decke die Sitzfläche des Sattels mit einem blauen Müllsack ab, den ich für solche Fälle dabeihabe. Dann flüchten wir wieder zurück in den Wald und stellen uns erst mal so gut wie möglich unter. Fast eine Stunde warten wir unter der ahornblättrigen Platane. Natürlich werden wir trotzdem nass, aber nicht so schlimm als wenn wir auf der Straße geblieben wären. Die neue Wanderreit-Trense färbt ab und Nabila wird am Kopf plötzlich orange-rosa. Die Taschen und die Schabracke sind ebenfalls nass, aber nur an der Oberfläche. Als der Regen nachlässt und ich meine Wanderkarte wieder ausbreiten mag ohne Angst dass sie sich auflösen könnte gehen wir wieder los. Im Bogen kommen wir an den Weg, den ich ursprünglich hatte treffen wollen. Der Reitweg vom Naturschutzgebiet Schwarze Kuhle vorbei an Plötschersee und Garrensee ist sehr schön, wenn auch vom Regen etwas aufgeweicht. Das hindert Nabila nicht daran, die Steigungen immer im Trab anzuziehen. Ich habe das Gefühl, auch sie hat von Tag zu Tag mehr Spaß an unserer Tour. Von der Waldstraße her reiten wir nach Mustin, wo meine Eltern schon mit der Kamera parat stehen und unsere Ankunft am Endpunkt dokumentieren. Geschafft! Nach rd. 130 km nur auf den eigenen Füßen und Hufen sind wir in Mustin angekommen. Das letzte Stück führe ich wie üblich. Hier setzt wieder leichter Regen ein. Am Ziel stelle ich Nabila zum Absatteln in die Garage, denn hier haben wir ein privates Ferienappartment für mich und eine leere Rinderkoppel für sie, keinen richtigen Pferdestall. Pferde gibt es allerdings auf dem benachbarten Grundstück und so fühlt sie sich auch hier nicht einsam. Wir beobachten amüsiert, wie sich auf der Nachbarweide die Pferde ganz allmählich an das seltsame Wesen anpirschen (mit der Ekzemerdecke scheint Nabila nicht so ohne weiteres als Pferd erkennbar zu sein). Immer muss einer die Führung übernehmen, dann kommen die anderen wieder ein Stückchen nach.

Mit dem Wohnmobil fahren wir dann noch mal zum Parkplatz am Garrensee, wo wir das Mittagessen machen. Auch zum Kaffeetrinken bleiben wir hier. Zwischendurch schüttet es immer wieder wie aus Kübeln, deshalb bleiben wir gemütlich im Wohnmobil sitzen. Dann setzen mich meine Eltern wieder beim Appartment ab und wir vereinbaren, uns am nächsten Tag in Schmilau wiederzutreffen. Nach einem letzten Kontrollbesuch bei Nabila richte ich mich für die Nacht in dem schönen Appartment ein.

8.) Der Rückweg beginnt

Samstag 23.06.01: Die Rückreise kann beginnen. Das Wetter ist wieder besser, es bleibt den ganzen Tag trocken und relativ kühl. Die Wege waren nach dem üppigen Regen vom Vortag und der Nacht noch ziemlich matschig, aber passierbar. Bergab rutschten wir mehr als wir gingen, aber ich blieb trotzdem im Sattel, denn beim Führen hätte ich noch weniger unterstützen können. Und Nabila machte das schon... Bergauf ging’s auch diesmal wieder nur im Trab. Ich wollte wieder auf demselben Weg zurückreiten, den wir auch gestern genommen hatten. An einer Stelle habe ich es allerdings dann mit dem „Garrensee links liegen lassen“ übertrieben und hätte den See bald komplett umrundet. Dann kam es mir aber merkwürdig vor und wir haben unseren Kurs schnell wieder korrigiert. An geschützteren Stellen konnte ich sogar noch unsere Hufspur vom Vortag erkennen. Vorbei ging’s an Plötschersee und „Schwarze Kuhle“. Den Schießstand haben wir uns diesmal erspart. Nachdem wir den Schaalseekanal überquert hatten, waren wir auch schon fast an der Ortsgrenze zu Schmilau. Das letzte Stück habe ich dann wieder geführt und wir kamen exakt zur selben Zeit am Stall an wie meine Eltern. Nabila erkannte die Anlage sofort wieder und schien gleich heimisch zu sein. So fällt es leichter, sie hier für zwei Tage allein zurückzulassen. Ich hatte nämlich zwei unaufschiebbare Termine in Hamburg und musste deshalb mit meinen Eltern vorläufig zurückfahren. Aber Nabila war ja jetzt über zwei kurze Etappen auf die wohlverdienten Ruhetage vorbereitet worden.

Das Gepäck mit Ausnahme der Schmutzwäsche ließ ich in der Sattelkammer zurück. Noch ein kurzer Abschied von Nabila und dann fuhren wir nach Hamburg.

9.) Zwischenspiel

Montag 25.06.01: Ich bin mit Bahn und Taxi zurückgekommen und habe bei der Gelegenheit am Hamburger Hauptbahnhof noch eine Wanderkarte für das Gebiet zwischen Schiphorst und Lasbek erstanden, weil die ausgeliehene ja schon älter und nicht mehr ganz aktuell war.

Nabila geht es gut, sie hat mir meine Abwesenheit auch nicht übelgenommen. Der verbleibende halbe Tag reicht natürlich nicht für die lange Etappe nach Schiphorst, deshalb geht unsere Trekking-Tour erst morgen weiter.

10.) Versackt im Moor

Dienstag 26.06.01: Dies war nun also wieder unsere längste Etappe von rund 35 km. Diesmal war der Waldweg nun komplett frei und ich folgte dem kürzesten Weg strikt nach Karte. Demnach führte er von der B 207 direkt über den Bahndamm und dann ein Stück parallel an der Bahn entlang. Den Bahndamm haben wir sofort gefunden. Einen Überweg gab es allerdings nicht, aber der Weg sollte ja auf der anderen Seite weitergehen. Also stapften wir über Schotter und Gleisbett und kletterten über den nachfolgenden Graben (ich habe Nabila auf diesem Teil der Strecke geführt). Dahinter verlief tatsächlich neben dem Bahndamm ein Grasstreifen, der ziemlich hoch bewachsen war. Das kannte ich schon von anderen Waldwegen her und fand es nicht weiter ungewöhnlich. Nur war dies leider kein Weg. Schlimmer noch, es war pures Moor!! Für mich selbst war das gar nicht so spürbar. Aber Nabila machte plötzlich neben mir noch zwei verzweifelte Hasensprünge vorwärts und lag dann auf dem Bauch, weil sie keinen tragfähigen Grund mehr unter den Füßen hatte. Das war Horror pur!! Ich wußte nur, ich musste sie da irgendwie wieder rauskriegen und dazu mussten wir einen Bogen gehen, denn Wenden auf der Stelle war nicht drin. Sie musste, wenn sie hochkam, immer auch gleichzeitig vorwärts springen um da irgendwie halbwegs freizukommen. Gepäck abschnallen ging auch nicht, sie lag ja auf den Gurten. Also musste sie mitsamt 20 kg Gepäck wieder hoch und vorwärts. Sie war so unglaublich tapfer und ruhig dabei. Wäre sie in Panik geraten, hätte sie sich festgewühlt. Aber sie lag ganz still mit angezogenen Beinen (das war eigentlich ganz schlau von ihr, dass sie sich immer gleich wieder hinlegte. So verteilte sich das Gewicht und sie sank nicht so tief ein als wenn sie gestanden hätte) und verschnaufte bis ich sie zum Hochkommen aufforderte. Dann rappelte sie sich hoch, sprang ein paar Galoppsprünge vorwärts ehe sie wieder den Boden unter den Füßen verlor und erneut lag. Einmal fielen wir auch gemeinsam hin, weil sie rutschender Weise gegen mich fiel. Nach dem vierten Mal Aufrappeln und Vorwärtsspringen hatte sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Sie hatte sich nichts getan, nicht mal ein Eisen gezogen!

Mit dem Verkehrslärm der Bundesstraße als Orientierung liefen wir zwischen den Bäumen über trockenes Laub (um ganz sicher zu sein, dass wir nicht wieder den Boden unter den Füßen verlieren) und standen plötzlich auf dem richtigen Weg, der leider anders verlief als auf der Karte.

Nabila hatte eine unglaubliche Anstrengung vollbracht und ich war darauf gefasst, diese Etappe verkürzen zu müssen. Aber binnen weniger Minuten war ihre Atmung wieder ganz normal. Ich habe sie noch eine weitere Stunde in der Sonne geführt und uns dann erst mal notdürftig abgebürstet nachdem wir getrocknet waren. Wir sahen aus wie die Schweinchen. Als wäre nichts gewesen lief sie die volle Strecke bis Schiphorst durch und ich konnte auf den geeigneten Streckenabschnitten sogar wieder reiten. Bei Ritzerau konnten wir durch eine Umgehung nochmals etwas Strecke einsparen. Nach 8 Stunden waren wir in Schiphorst, wo sie sofort versorgt wurde und wieder in die schon vertraute Box kam. Die nächtliche Ruhepause und eine ordentliche Portion Kraftfutter hatte sie sich wirklich redlich verdient, ein unglaubliches Pferdchen!

Ich selbst stellte dann im Waschraum fest, dass ich das Moor auch noch im Gesicht hatte. Und so war ich nun den ganzen Tag rumgelaufen! Während ich von unserem gefährlichen Abenteuer berichtete, flog der Weißstorch ein, der in nächster Nähe des Hofes nistete. Wir haben noch lange geklönt. Die Reitlehrerin ist mit mir noch in ein Eiscafé gefahren.

Eine ruhige Nacht hatte ich diesmal nicht. Die Angst, die ich um mein Pferd gehabt hatte, wirkte doch noch nach.

11.) Von Schiphorst nach Klein Hansdorf

Mittwoch 27.06.01: Es ist wieder sommerlich warm geworden und ausgerechnet heute haben wir noch mal eine lange Strecke vor uns von Schiphorst nach Klein Hansdorf. Aber, soviel sei vorab gesagt, wir haben uns erstmals nicht mehr verritten. Wir sind schon um 8:30 Uhr gestartet, weil für den Nachmittag Gewitter angekündigt waren und ich dann gern schon am Ziel sein wollte. Mittels der neuen Karte haben wir zwischen Schiphorst über Eichede und Lasbek-Gut den kürzesten und besten Weg gefunden (nicht wieder den Umweg über Barkhorst). Fast durchgehend hatten wir neben der Straße einen gut brauchbaren Randstreifen für Nabila. So musste nur ich auf Asphalt laufen und fing mir natürlich prompt neue Blasen ein. Die Autobahn-Überquerungen hat Nabila total cool gemeistert, selbst die sehr verkehrsreiche A1. In Tremsbüttel wurden wir von einem Ehepaar angesprochen, das unsere Hinreise in der vorherigen Woche schon interessiert beobachtet hatte. Hier bekam ich dann wieder Tränkwasser für Nabila. Ein Stückchen weiter konnte sie auf einem Rondell etwas Grasen. Dann ging es weiter über Fischbek bis Elmenhorst, wo ich zum ersten Mal an diesem Tag in den Sattel stieg. Welch eine Wohltat für die strapazierten Füße!

Gegen 15 Uhr kommen wir wieder bei Claudias Offenstall in Klein Hansdorf an. Jetzt liegen insgesamt schon gute 200 km Strecke hinter uns. Noch hält das Wetter, aber es wird schon ziemlich windig. Das Gewitter wird uns wohl leider nicht erspart bleiben.

Es ging dann nachts um kurz nach elf los und dauerte bis halb zwei. Zum Glück entlud es sich nicht direkt über uns sondern blieb immer mindestens 4 km entfernt. Ich bin nämlich schon zuhause kein Held im Gewitter und in einer Strohkammer, die wie Zunder brennen kann, ist mein Mut nicht gerade größer. Geregnet hat es noch etwas länger und sehr ergiebig. Kühler wurde es dabei leider nicht und so war mir in meinem Schlafsack ziemlich heiß.

12.) Durch die Alster

Donnerstag 28.06.01: Zum Glück hat der Regen rechtzeitig wieder aufgehört und Nabila ist inzwischen trocken. Sie musste sich zwar noch einmal auf der nassen Weide wälzen, aber dabei ist zum Glück nur ihre Decke naß geworden. Das war das einzige Mal, dass ich die Decke im nassen Zustand aufrollen musste.

Ich hatte mir für den Weg nach Tangstedt eine schönere Strecke ausgesucht als auf der Hin-Tour. Das bedeutete zwar, dass wir ein Stück an der B 434 entlanglaufen mussten, aber da konnte man sich auf dem Randstreifen gut aus dem Verkehr heraushalten. Am geplanten Naturschutzgebiet Lehmkuhle ging es dann in den Wald. Auch an den Reitwegen war die Gewitternacht natürlich nicht spurlos vorübergegangen, aber sie waren im Schritt noch ganz gut passierbar. Abkühlung hatte das nächtliche Gewitter leider nicht gebracht und so fielen im Raum Wohldorfer Wald und am Duvenstedter Brook die Insekten in Scharen über uns her. Ich versuchte, durch Wedeln mit der Karte über ihrem Mähnenkamm Nabila etwas Erleichterung zu verschaffen. Da erschrak sie plötzlich und sprang ein paar Sätze nach vorn. Das war aber schnell wieder ausgestanden und Gepäck und Reiterin blieben an Bord. Auf unserem Weg habe ich neben vielen mir bekannten Tieren auch eine Goldammer gesehen. Vom Wiemerskamper Weg bogen wir ab in Richtung Wulksfelder Schleuse und hier kam der absolute Höhepunkt der Reise, die Alsterfurt für Reiter. Die Uferzone war nach dem Gewitterregen natürlich etwas aufgeweicht und die Oberalster führte ganz schön viel Wasser. Trotzdem ist mein großartiges Pferdchen nur zwei Tage nach dem Horrorerlebnis im Moor mit mir ohne mit der Wimper zu zucken durch die Alster gestapft. Einen schöneren Vertrauensbeweis hätte sie kaum liefern können. Das Wasser reichte bis deutlich über die Karpalgelenke und durch die „Bugwelle“ bekam ich richtig ein bisschen nasse Füße. Es hat riesigen Spaß gemacht. Schade dass wir hier nicht öfter ausreiten können!

Nach ca. 4 ½ Stunden kamen wir in Tangstedt an, wo wir wieder sehr nett empfangen wurden. Diesmal bekam Nabila eine Box für die Übernachtung und das war auch ganz gut so. Wir hatten uns gerade gemütlich niedergelassen und ich klönte mit meinen neuen und alten Bekannten, als plötzlich eine wahre Sintflut losbrach. Das wiederholte sich auch im Laufe der Nacht noch mehrmals und so war ich ganz froh, dass Nabila trocken im Stall schlief. Ich selbst gönnte mir zum Beinahe-Abschluß der Reise noch ein leckeres Abendessen mit meiner Araber-Freundin beim Chinesen.

Irgendwie tat es mir leid, dass am nächsten Tag nun Schluß sein sollte.

13.) Wanderreiten macht süchtig!

Freitag 29.06.01: Letzter Reisetag, heute gehen wir nur noch ca. 6 km bis zu dem vereinbarten Treffpunkt an dem meine Bekannte uns mit dem Anhänger abholen wird. Um 7:00 Uhr füttere ich Nabila und die beiden Kumpels in ihrer Stallgasse, damit kein Neid untereinander aufkommt. Um 9:50 Uhr starten wir dann zu unserer letzten und kürzesten Etappe durch den Tangstedter Forst. Die Wege sind jetzt ziemlich aufgeweicht und mit Pfützen übersät. An einigen Stellen haben schon Reiter neue Trampelpfade neben dem Reitweg gezogen, aber wir bleiben brav auf dem offziellen Weg. Schließlich ist die Feuchtigkeit gut für die Pferdehufe.

Zwanzig Minuten vor der vereinbarten Zeit kommen wir am Treffpunkt in Norderstedt-Glashütte an. Ich lasse Nabila am Wegrand noch ein bißchen grasen. Hier findet dann auch der letzte „Passanten-Plausch“ unserer Reise statt. Wieder ernten wir Staunen und Bewunderung für unsere 230-km-Tour.

Unsere Bekannte kommt pünktlich und im Nu ist Nabila abgesattelt und verladen. Unterwegs wiehert sie einige Male. Ich habe das Gefühl, dass sie die heimische Umgebung wiedererkennt und vor Freude wiehert, denn unruhig wirkt sie dabei nicht.

Um 12:00 Uhr sind wir wieder zuhause und sie kommt erstmal in ihre angestammte Box. Nach dieser Reise muss sie nämlich erstmal eine Wurmkur machen ehe sie wieder zu den Kumpels auf die große Weide darf. Meine Eltern treffen kurz nach uns ein. Meine Mutter hat für Nabila eine Siegerschleife und für mich eine Urkunde angefertigt. Einen Sekt haben sie auch dabei. Davon gießen wir –fast in Formel-1-Manier – erst mal etwas über Nabilas Beine bevor wir alle einen Schluck nehmen. Sie hat in diesen zwei Wochen wirklich Großartiges geleistet. Und sie sieht auch richtig athletisch und durchtrainiert aus: Kein bisschen Weidespeck, alles nur noch Muskeln und dazu strahlende Augen und aufmerksames Ohrenspiel. Und egal wie oft ich an ihrer Box vorbeikomme, sie wiehert mich jedes mal von neuem an.

Es war ein wunderbarer Urlaub. Mein Dank geht natürlich in erster Linie an meine kleine, tapfere Nabila. Aber ich danke auch allen unseren Quartiergebern, allen, die uns unterwegs mit Tränkwasser und freundlichen Worten unterstützt haben, unserem Hufschmied und natürlich meinen Eltern, die quasi als Funkstation jede Etappe überwacht haben.

Wanderreiten kann süchtig machen! Ich überlege schon, was wir nächstes Jahr in Angriff nehmen können...


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