Max - schwere Zeiten      
März 2009


 

 

Ja, der Max…

Gekauft hatte ich ihn vor drei Jahren, um ein zuverlässiges abgehärtetes älteres Pferd zu bekommen, mit dem ich entspannt reiten und vor allem ausreiten könnte.

Bekommen hab ich einen 6-700 Kilo Brocken voller Ängste und Probleme, voller Sensibilität und mit schwachen Hinterbeinen – doch auch ein Pferd, dass sich mir rührend angeschlossen hat und der immer versucht, alles richtig zu machen – auch wenn er sich dabei oft selbst im Wege steht… (und mir...)

 

 

 

Was passiert ist?

Im Herbst letzten Jahres wurden seine Hinterbeine wieder schlimmer. Er lahmte rechts recht deutlich. Also bewegten wir ihn nur vorsichtig im Schritt und hofften, dass es damit – wie bei den letzten Malen – wieder besser werden würde.

Das dumme an der Sache ist, dass er zwar lahmte, aber gut antrainiert und voller Tatendrang war – also gar nicht einverstanden damit, dass sein Trainingsprogramm so gekürzt wurde.

Anfang November bekam ich dann die Quittung: Ich ritt auf unseren Platz, wo – ach Du Schreck – ein Stuhl mit Auflage am Rand stand. Max stierte darauf, wurde steif und vergaß alle guten Eigenschaften eines Reitpferdes… ich überlegte noch, ob ich ihn umdrehen sollte, oder lieber absteigen – als er auch schon seitwärts hechtete. Den Satz überlebte ich noch – der zweite katapultierte mich aus dem Sattel und Max knatterte davon.

Ich blieb liegen, wo ich war und wusste eines sogleich: Das war nicht gut – das war gar nicht gut!

Eine halbe Stunde später hatte ein lieber Mensch Max abgesattelt und ich war im Krankenhaus – stabiler Bruch des ersten Lendenwirbels und - zu dem Zeitpunkt noch nicht erkannt – ein Bluterguss an der Wirbelsäule plus entzündete Nervenenden.

Na prima.

Meine Rekonvaleszenz war und ist ziemlich langwierig und schmerzhaft. Zwar heilte der Bruch sehr gut – aber das andere…

Als ich das erste Mal wieder, noch ziemlich wackelig und unsicher, im Stall auftauchte, war mein Momo hellauf begeistert. Max hingegen mied mich, sah an mir vorbei, ließ sich nicht anfassen. Versuchte ich ihn dazu zu bringen, mich zu beachten, schnappte er nach mir und wollte ganz schnell weg.

Nun hatte ich schon gehört, dass Max sich nach meinen Sturz im Wesen sehr verändert hatte. Er knirschte wieder mit den Zähnen, war in sich gekehrt und sonderte sich ab.

Können Pferde ein schlechtes Gewissen haben?

Wusste er, was er da angerichtet hatte?

Haltet mich für zu esoterisch angehaucht – aber ich glaube, Max war einfach komplett mit der Situation überfordert und vollkommen verunsichert. Sogar sein Blick war nicht mehr munter.

Max litt. Und das nicht nur körperlich.

Es war für mich schlimm zu sehen, wie er wieder zu dem unsicheren Pferd geworden war, das ich vor drei Jahren gekauft hatte. Nur dass diesmal seine aggressive Unruhe fehlte – er wirkte eher in sich gekehrt und traurig.

 

 

Ich holte meine Pferde-Homöopathin und Max bekam sozusagen literweise Bachblüten. Und ein Bedrängen meinerseits gab es nun auch nicht mehr – ich ließ ihn zwar nicht links liegen – aber ich beschäftigte mich viel mit Momo und behandelte Max freundlich konsequent.

Der erste Erfolg kam Wochen später: Meiner Reitbeteilung gegenüber taute er wieder auf, alberte mir ihr herum, lief hinter ihr her, grummelte sie an. Das war ein gutes Zeichen! Außerdem nahm er wieder seinen Platz in unserer kleinen Herde ein und begann wieder seine üblichen Rangeleien mit dem Jungspund.

Dann - wieder einige Wochen später – ich war gerade in der Box und spielte mit dem Youngster herum, stand Max plötzlich hinter mir. Ich tat, als würde ich ihn nicht bemerken und kraulte Momo an seinen Lieblingsstellen.

Max trat neben mich, seine Nase dicht an meinem Arm. Dann sondierte er mit dem Maul Jacke und Menschenarm und biss ganz sanft in die Jacke und hielt sie fest.

Das hatte er schon so lange nicht mehr gemacht. Max liebt es, mich festzuhalten. Seine Zähne tun mir dabei nie weh – er beißt nur in die Kleidung.

Er stand lange da – meine Jacke fest im Griff.

Ich stand ganz still.

Nach sehr langer Zeit ließ er mich los und ich drehte mich um.

Max sah mich an – ganz direkt und ganz lange.

 

 

Dann kam er näher, hob sein Maul und pustete mir Luft seitlich ans Gesicht.

Nun durfte ich ihn auch wieder anfassen und Max ließ einen abgrundtiefen Seufzer hören.

Danach wurde ich ihn gar nicht mehr los.

Auf Schritt und Tritt folgte er mir und quietschte mir entgegen, wenn ich mich ihm zuwandte.

Seit diesem Tag geht es zumindest psychisch mit ihm wieder bergauf.

 

Sein Lahmen ist eine andere Geschichte.

Der Tierarzt stellte fest, dass beide Hinterbeine auf Beugeprobe positiv sind, dass Fessel und Sprunggelenk im Röntgenbild gut bis sehr gut aussehen, aber das rechte Knie leicht arthritisch ist. Er bekam Spritzen in den Rücken, die leider gar nichts halfen und auch Schmerzmittel und Homöopathika waren vergebens.

 

(die rasierten Einstichstellen der Rückenspritzen... leider ohne Wirkung)

 

 

Der herbeigerufene Chiropraktiker bescheinigte Max eine gute Grundbemuskelung, ein gerades Becken, einen guten Rücken und ein bewegliches Kreuzdarmbein.

Allerdings… die Knie  - vor allem das rechte seien nicht ganz so beweglich und wiesen Blockaden auf – vor allem „knubbelt“ es in ihnen.

Zu 95 % - so sagt er – kommt das Malheur von den Knien und ist irreparabel.

 

(Hufe geben fällt Max sehr schwer. Und oftmals krampft er dann im Hinterbein. Es dauert dann, ehe er es wieder herunter lässt, bzw. fallen lässt)

 

 

Nun werden wir versuchen Max ganz langsam und vorsichtig wieder anzutrainieren. Mit zehn Minuten beginnen und dann sehen wir weiter.

Vielleicht wird er noch leicht belastbar – vielleicht wird er nun auch reines Beistellpferd. Wir werden sehen.

Gut ist jedenfalls, dass es kaum Schmerzen zu haben scheint. Auch der Chiropraktiker spricht von einem „mechanischen“ Problem, dem eine gute Muskulatur helfen müsste.

Eins ist jedenfalls klar – mit Max gibt es keine Experimente mehr – keine Ausritte, auf denen er sich eh nur aufregt und „Hacken kehrt“ macht, kein Freispringen mehr, kein Galopp-Üben…

Und keine Verunsicherung mehr für ihn. Seine Menschen. Sein Stall. Sein geregelter Tagesablauf. Das ist Max´ Welt – so fühlt er sich sicher und zufrieden.

 

 

 

Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Und mal sehen, ob wir ihn wieder bedingt reitbar bekommen.

Und mal sehen, wann ich wieder soweit bin wieder aufs Pferd zu können (noch ist daran nicht zu denken)

Und mal sehen, ob ich dann wieder auf Max aufsteigen kann und wie viel Angst dann mit im Sattel sitzt…

Aber kommt Zeit, kommt Rat.

Derzeit hat Max einen „gelben Schein“ und ich auch…

So what.

 

 

     

 

 

 


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