Die erste Ausbildung
Da der Kleine nun schon 2 ½ Jahre alt
war, gedachte ich ihn sachte anzulongieren. Doch die Weide war groß, das
Pferdchen ungestüm, und die Dumme in der Mitte nicht kräftig genug. Ab ging's mitten zwischen den Kühen hindurch, die Longe durch den Matsch nach sich
ziehend. Schließlich verhakte sich die Leine im Gebüsch und mir blieb fast das
Herz stehen, weil ich dachte, nu´ erschreckt er sich. Doch Rory, gefangen wie
er war, gab sogleich auf, ließ sich engelsgleich wieder einfangen und ich
longierte mit schlammdurchnässter Longe weiter.... Kaum hatte mein Kleiner begriffen, was er
hieß im Kreis zu laufen, behängte ich ihn mit Gurten, Decken, Handtüchern,
Bettlaken, Glöckchen und allem, was mir noch so einfiel. Sein Zusatzfressen
wurde ihm auf einer riesigen Plastikfolie serviert und wir übten die Koppel
rauf und runter das Führen. In diesem ersten Sommer begann ich auch mit Rory
spazierenzugehen. Die Führkette über des Arabers Nase erkundeten wir das Gelände.
Eine Bänderdehnung meinerseits verzögerte sodann die weitere Ausbildung
erheblich. Aber es fand sich meist ein liebenswerter Mensch, der mir meine
Beiden von der Koppel holte, so dass ich wenigstens Putzen und Wunden versorgen
konnte. Auch hier zeigte sich die Sanftheit der Araber, denn beide Pferde
bemerkten wohl, dass ich äußerst schlecht zu Fuß war und verwandelten sich -
vorübergehend - in vierbeinige Engel. Um es an dieser Stelle vorwegzunehmen,
Rory hat mich nur 1x gebissen und einen Versuch zum Schlagen gemacht, im ersten
Fall wollte ich auf Anweisung des Tierarztes seine Kastrationsnarbe mit einem
nassen Schwamm kühlen. Der Beißversuch hatte eine nassen Schwamm am Pferdekopf
zur Folge, eine Bürste am Hintern und heftigste Flüche meinerseits. Wütend stürmte
ich aus der Box und versorgte erst mal meinen Ali. Als ich eine Stunde später
zurückkehrte, stand Rory noch genau an der Stelle in der Box, an der ich ihn
verlassen hatte und starrte mich mit kugelrunden Babyaugen an. Die Mädels im
Stall berichteten, das er sich die ganze Zeit nicht vom Fleck gerührt hatte ...
meinen Oberschenkel zierte allerdings noch wochenlang ein schwarz-blau-grünes
Mahnmal. Der Ansatz zum Schlagen erfolgte bei der (wie ich zugebe) schmerzhaften
Behandlung seiner Mauke. Er verfehlte mich damals, ich ihn aber nicht. Und noch
heute reicht ein leises Ermahnen und ich kann jegliche Stellen behandeln. Den Winter über übten wir mit Sattel,
Trense und allerlei Stangen, nach dem Vorbild von Linda Tellington-Jones. Ihr
Buch wurde in dieser Zeit für mich zum Leitfaden, verdankte ich ihr doch schon
den Erfolg Alis steife Hinterbeine durch Stangenarbeit und Gymnastik wieder
biegsam gemacht zu haben. Rory war mit Feuereifer bei der Sache, ließ
sich willig satteln und entwickelte ein prächtiges Rückwärtsrennen beim
Trensen, er ließ sich inzwischen gern longieren, ging mit mir oder als
Handpferd im Gelände spazieren, bockte über eingezäunte Plätze und lief
seelenruhig durch den Straßenverkehr. Tolles Pferdchen nicht? Das dachte ich
auch, bis ich auf die Idee kam am herunterhängenden Steigbügel zu ziehen. Er
blieb ruhig, nur leider erhob er sich stracks in die Lüfte. Druck am oder auf
dem Sattel war für Rory das Signal sich mit den Vorderbeinen vom Boden zu
erheben. Zu leicht in der Vorhand unkten die einen,
der hat einen Rückenschaden mäkelten die anderen.
Nun, ich ließ sie reden und zog und zerrte täglich am Sattel. Parallel
dazu ließ ich allerdings durch einen Tierarzt seinen Rücken abtasten. Dieser
meinte, das einzige, was meinem Untier fehlen würde, sei etwas mehr Ordnung im
Kopf... Fast 4 Monate brauchte ich, bis ich mich
das erste Mal über ihn herüberlegen konnte, aber dann stand er ruhig und lieb,
das gelassenste Pferdchen, das man sich denken kann... Bisschen schwierig meinten einige, ja
stellt euch vor, das wusste ich schon lang´, genauer gesagt seit dem Tag, da
ich ihn das erste Mal sah. Und diese Schwierigkeiten hatte es bis dato schon bei
einigen Dingen gegeben: |