Haltung von Arabern


So - der Araber, der Trinker der Lüfte, der Sohn des Windes (oder die Tochter) - kurz das Traumpferd ist angeschafft - und nun? Es gibt da einige Möglichkeiten, wie und wo man sein Pferd unterbringen kann ....


.... reine Weidehaltung

Ein Pferd gehört auf die Weide - klar. Aber kann es dort auch Tag und Nacht leben? Selbstverständlich mit Wasser und Bäumen als Schutz?
Ich denke, im Sommer ist das durchaus möglich. Hat das Pferd genug zu fressen, Wasser und die Möglichkeit sich bei Sonne und Regen unterzustellen, kann auch der Araber Tag und Nacht Weide genießen. Einige Einschränkungen sollte man dabei jedoch beachten: 
  • Gerade ausgewachsene Arabs brauchen häufig nicht mehr gar so viel Gras. Ein Zuviel davon macht aus den grazilen Elfen Fässer auf Streichholzbeinchen und außerdem ist die Gefahr von Rehe auch beim Araber nicht von der Hand zu weisen.
    Ein zuwenig an Gras lässt sich wesentlich leichter durch Heu- Strohzufuhr ausgleichen.

  • Wenn der Arab Tag und Nacht draußen bleiben soll, ist unbedingt auf eine gute Einzäunung zu achten, die Pferde ausbruchssicher und nicht verletzungsträchtig ist. 

  • Auch auf die Umgebung ist in der heutigen Zeit zu achten. Füttern Unbefugte aus lauter falsch verstandener Tierliebe die Pferde? Ist die Koppel so abgelegen, dass sich Pferderipper geradezu eingeladen fühlen?

  • Manche Araber können Nässe schlecht ab. Sie werden dadurch krank, bekommen Husten und Bronchitis. Im Zweifel dem Arab eine leichte Regendecke auflegen. Das klingt vielleicht jetzt nach Verpäppelung - aber wer immer wieder frierende und hustende Arabs gesehen hat, der wird verstehen... Dicke alte Bäume bieten allerdings meist genug Schutz. 

  • Tägliche Kontrolle tut not.  

Eine reine Weidehaltung im Winter ist problematisch. Das Wasser friert ein, die Bäume tragen keine Blätter und bieten keinen Schutz - kurz reine Weidehaltung im Winter ist in unseren Regionen kaum möglich. Aber es gab "Sommer" in denen haben wir mein damaliges Pflegepferd erst Weihnachten wieder in den Stall geholt  - und es ging ihm prima.


.... Offenstall

Besser ist da schon die Offenstallhaltung. Dabei ist das Pferd auch den ganzen Tag frei in der Bewegung und hat sozialen Kontakt, aber es hat den Schutz eines Unterstandes, einer Weidehütte oder gar eines Stalles mit freiem Zugang.

Diese Form der Pferdehaltung ist auf den ersten Blick das Optimum, aber wie immer gibt es auch hier einiges zu bedenken: 

  • Hat jedes der Pferde die Möglichkeit sich unterzustellen und genügend Futter ab zu bekommen? Gerade der Arab ist häufig nicht gerade das ranghöchste Pferd und hat häufig das Nachsehen. Kleinere Gruppen sind meistens besser - allerdings muss dann darauf geachtet werden, dass nicht ein einzelnes Hotti alleine bleibt, wenn mit seinen Kameraden gearbeitet wird.

  • Die berüchtigten Offenställe mit Schlammschlacht und zugeäppelten Weiden sind als Aushängeschilder der Offenstallhaltung nicht nur ungeeignet, sondern machen die Hottis auch krank. Kot im Matsch bringt Mauke zum Ausbruch, ständiger Matsch macht Hufe brüchig und ist auch nicht sehr gesund für die Pferdebeine. Und Dränage oder andere Arten der "Trockenhaltung" sind teuer...

  • ... wer denkt, dass der Offenstall die günstigste Haltungsform ist, der sollte sich diesen Zahn schnell ziehen. Denn hier sind die Einsteller / Partner auch für Einzäunung, Weidepflege, Pacht, Reparaturen, Heuankauf u.v.a.m. verantwortlich. Im Gegensatz zu Großkunden werden von Offenstallbesitzern häufig sehr "gute" Preise verlangt. Und es gibt auch nicht die Möglichkeit eigenes Heu zu machen, wie viele Bauern dies tun.

So ein Offenstall macht viel Arbeit - aber wenn er ordentlich, sauber und pferdegerecht ist, die Fütterung der Hottis gesichert und die Pferdegruppe zueinander passt - ja dann ist der Offenstall eine wunderbare Form der Pferdehaltung - auch für Araber.

.... Paddock-Box

Eine gute Möglichkeit dem Pferd "ein bisschen Freiheit" zu gönnen ist die sogenannte Paddock-Box, die sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut. Hierbei ist an der regulären Box ein kleiner Auslauf (meist 1-2 Boxengrößen) angeschlossen, der es dem Pferd ermöglicht, etwas mehr Bewegungsfreiheit zu haben und an die frische Luft zu gehen, wenn das Hotti es möchte. 
Leider sind diese Boxen meist um einiges teurer als die "normalen", aber ich finde der Mehraufwand lohnt sich. Mein eigenes Arab steht seit einigen Jahren in so einer Box, verbunden mit Weidegang tagsüber ist das schon nah am möglichen Optimum. Da mein Arab nicht sehr ranghoch ist, hätte er in einem Offenstall immer Probleme sich durchzusetzen und der Paddock sorgt dafür, dass er sich mehr bewegen kann, als eine kleinere Box. 
Manchmal besteht auch die Möglichkeit eine solche Box/Paddock Kombination so großzügig zu gestalten, dass zwei Hottis gemeinsam dieses Domizil bevölkern können. Das ist dann (vorausgesetzt die beiden Hottis verstehen sich) besonders schön, da für Pferde der Sozialkontakt auch außerhalb des täglichen Ausgangs wichtig ist.  


.... Box und täglicher Auslauf

Dies sollte gemessen am heutigen Standard der Pferdehaltung die Mindestanforderung für unsere Hottis sein. Da das Pferd ein Lauftier ist, ist schon die Boxenhaltung an sich nicht mehr artgerecht. Leider gibt es nicht genügend Flächen und Möglichkeiten, um allen Hottis ein Leben "in Freiheit" zu ermöglichen. Und da unsere Pferde auch sehr geduldige Tiere sind, ist es für sie im Tagesablauf normal: Morgens raus, Abends rein. Wenn die Hottis wissen, zu welcher Uhrzeit sie wohin gebracht werden, stehen sie meist schon parat. Mein eigener Arab weiß, dass ich irgendwann am späten Nachmittag auftauche und so spaziert er immer "zufällig " ab einer gewissen Uhrzeit am Tor der Weide vorbei....

Das Hotti ist bei dieser Form der Haltung Nachts in der Box und tagsüber auf einem großen Paddock oder auf der Weide mit anderen Hottis zusammen. Während dieser Zeit können die Pferde dann ihren Laufdrang befriedigen, Fellpflege betreiben und Sozialkontakt haben sie auch. Das ist wichtig für die Hottis, damit sie ausgeglichen bleiben und Sonne, Licht und Luft an sie herankommt. Ich kenne sogar einen Wallach, der im Winter Ekzem bekam, weil keine Sonne an sein Fell kam - grässliche Vorstellung.

Man sollte darauf achten, dass die Box groß genug ist (mind. 3x3 m, besser größer), gut belüftet und nicht zu dunkel. Werden bei Frostgefahr alle Fenster und Türen "verrammelt"? Dann nutzt die best belüftete Box nix. 

rechts: Mardschan, Deckhengst auf dem Doroteenhof kann immer den Hof überblicken.

Mistet man selbst oder mistet der Stallbesitzer? Dann darauf achten, ob die so beliebte Matrazenstreu eingesetzt wird, die oft nichts anderes ist, als Mist, Mist und nochmal Mist. Richtige Matrazenstreu, wie sie früher eingesetzt wurde, bedeutet Schichten von Sand und Späne, Äppel trotzdem absammeln und immer wieder zwischendurch Kalk zwischenstreuen. Doch das macht heute kaum noch Jemand. 
Also unbedingt darauf achten, dass die Box dem Hotti eine angenehme Nacht garantiert.


.... reine Boxenhaltung oder gar Ständerhaltung?

Eine Box- oder Ständerhaltung halte ich nicht mehr für zeitgemäß. Und gerade der Araber muss laufen können. Über Ständer muss man eigentlich gar nicht mehr reden. Diese waren nur für Arbeitspferde gedacht, die den ganzen Tag unterwegs auf den Feldern geschuftet haben. Und auch die würde man wohl heute lieber in eine Box tun.

Wenn es aus irgend einem Grund nicht anders möglich ist und das Arab sein Dasein in der Box fristen muss, sollte man versuchen das Hotti täglich zu bewegen und wenigstens ein bisschen Freilauf in der Halle oder auf kleinen Paddocks / Reitplätzen zu organisieren. Lieber ein kleines Stück als gar keines.. 


....und noch ein Wort zu den Preisen

Eines vorausgeschickt: Ich kann nur von "Hamburger Verhältnissen" ausgehen, regional können die Preise also stark schwanken.

Eine Weide findet man für 100-150 DM per Monat. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit ganze Weiden zu pachten. Dann obliegt einem aber auch das Pflegen der Weide...
Der Offenstall ist eine Haltungsform, die preislich sehr unterschiedlich gehandhabt wird, je nachdem, was im Preis an Leistung enthalten ist und wie viel Eigenarbeit man zu investieren bereit ist. Manche Offenställe gibt es schon für etwas über 100 DM, da ist dann aber Null Service drin, viel Arbeit (Abäppeln, Füttern, Wasser schleppen etc.) und Futter kommt extra. Offenställe, die mehr Komfort bieten kosten dann schon locker 250 - 300 DM. Ist noch Reitplatz oder gar Halle vorhanden, können die Preise schon weit höher gehen. 

Pferdeboxen gibt es ab ca. 250 DM, beim Bauern, ohne Reitplatz, aber meist mit Rein- und Rausbringen und Futter. Ein Stall ohne Halle, aber mit Service, Futter und Reitplatz kostet dann schon 300-350 DM. Ist eine Halle vorhanden muss man mindestens 450 DM hinlegen. 
Bei den Ställen mit Halle ist kaum eine Grenze nach oben. Bis zu 1.000 DM pro Monat kann man ausgeben. Dann ist das Hotti aber auch voll versorgt und man kann anrufen, wann das edle Ross geputzt und gesattelt bereit stehen soll. Beritt kostet dann allerdings extra...
Eine Box in einem Stall mit Halle kostet im Schnitt 500-550 DM. Paddock-Boxen kosten meist 100 DM mehr.

Pferdehaltung ist nun mal teuer....


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