Arbeit mit dem Pferd ...

... ich habe versucht hier einige Dinge zusammen zu stellen, die evtl. hilfreich sein könnten.
Handarbeit, Longe, Zirzensische Lektionen uvam. Diese Sparte kann ausgeweitet werden - also falls Ihr auch noch etwas beitragen möchtet - herzlich gerne!


-  Momo Laufen-lassen  -

Man braucht: Neben dem Platz oder Round eigentlich nur noch eine Peitsche, ein paar Leckerchens und - natürlich ein Pferd.

In diesem Fall ist es Momo - der hier als Anschauungsobjekt herhält. Momo hat ziemlich viel Spaß an der Arbeit im Round entwickelt und ist (meist) gut bei der Sache.

Auf dem Bild oben eines der wichtigsten Kommandos: Halt. Die Peitsche versperrt dem Pferd den Weg.
Das Pferd soll dabei nicht umdrehen oder durch die Peitsche laufen, sondern die Peitsche als eine Sperre ansehen, die sein Tempo drosselt - auch bis zum Halt.

Ich übe es meist es mit dem Pferd an der Hand: 
Eine Gerte wird vor das Pferd gehalten, ich übe Druck über den Strick auf das Halfter aus und sage deutlich "Halt".

Hat ein Pferd dies begriffen, akzeptiert es meist ohne Probleme die "Wegsperre". Wichtig ist es konsequent zu sein - durchläuft das Pferd die Peitsche - deutlich machen (mit Stimme), dass dies falsch war und das Pferd sofort wieder "stellen".

 

 

 

 

 

Laufen lassen - was ist das?
Für viele anscheinend nichts anderes als ein wildes Gejage, um das Pferd "zu bewegen" oder "müde zu machen".

Doch laufen lassen kann soviel mehr sein.
Es ist eine Chance mit dem Pferd zu arbeiten, ohne sich auf eine Longe konzentrieren zu müssen. Das Pferd ist frei - und ist es doch nicht, da es zuhören und gehorchen muss (oder sollte).
Ich meine hier nicht die Arbeit des Join-up oder nach Pirelli - ich spreche ganz einfach von dem Bewegen des Pferde - so wie ich es schon so viele Jahre mache.

Am besten geht das Laufenlassen auf einem Zirkel, in einem Round oder einem kleinen Platz - einer kleinen Halle. Ist der Platz, der zur Verfügung steht zu groß, gibt zwei Möglichkeiten:

Sich einen Helfer suchen und zu zweit laufen lassen oder den Platz teilen.
Man kann sich ein Round auch relativ einfach selber "basteln" - innen einen Ring aus Strohballen und außen abzäunen mit möglichst breiten E-Band.

Auch angespitzte imprägnierte Pfähle gibt es relativ günstig zu erwerben - bei diesen darauf achten, sie ein bisschen schräg einzuschlagen, damit das Round oben breiter als unten wird.

Bild rechts:

Die Peitsche senkt sich.
Momo horcht.
Welches Kommando kommt jetzt?

Diese Phase darf nicht zu lange dauern - unweigerlich folgt darauf das nächste Kommando.

Links:

Die Peitsche wechselt nach hinten.
Für Momo ist nun klar, dass es wieder vorwärts geht - Stimme und Peitsche sagen ihm, wie schnell er losgehen soll.

Für Antraben aus dem Stand heraus, bedarf es eines forschen "Terrabs" und eines aufmunternden Peitschenschlenkers.

Der Weg ist erneut versperrt.
Ich klopfe leicht auf den Boden und gehe leicht vor das Pferd - für Momo ist klar: Rückwärts ist angesagt.

Ist das Pferd in der Rückwärtsbewegung hebe und senke ich die Peitsche im Takt der Schritte. Hält die Bewegung inne, soll das Pferd aufhören rückwärts zu treten.

Stoppt es nicht, schwenkt die Peitsche kurzfristig hinter das Pferd und stoppt die Bewegung.

So kann die Peitsche das Pferd begrenzen - vorne und hinten. Das Pferd muss dies akzeptieren. Es muss sich "stellen lassen" und akzeptieren, dass es durch die Peitsche zur Ruhe gebracht werden kann. Hierbei bitte sehr vorsichtig sein; zuviel Hektik verursacht eventuell Panik beim Pferd - die Stimme kann hier helfen das Pferd zu beruhigen.

Kommando "Kehrt".

Auch hier versperrt die Peitsche den Weg - doch im Gegensatz zum Halt, wedel ich hier mit der Peitsche gegen das Pferd. Ich komme dem Pferd quasi in der Bewegung entgegen.

Auch hier hilft natürlich die Stimme. Doch Momo weiß schon genau anhand der Peitschenbewegung Bescheid, was ich von ihm will.

Hier noch einmal die abwartende Position.

Man beachte Momos rückwärts gerichtete Ohren - er achtet sehr genau darauf, was als nächstes geschieht, auch wenn er sehr ruhig dasteht.

Trab.

Eine Gangart mit vielen Tempi.
Die Peitsche unterstützt die Aktivität der Hinterbeine.
Momo ist inzwischen soweit, dass ich ihn hinten aktivieren kann, während ich ihn gleichzeitig mit der Stimme beruhige und einen "laaangsamen Terrab" fordere.
Er hat begriffen: Trab ja - zu schnell nein - und die Hinterbeine ordentlich setzen.
Solch eine Koordination der Befehle bedarf natürlich der Übung - aber es ist erstaunlich, wie schnell die Pferde begreifen, was wir von ihnen wollen.

Hier einmal Momos Ohren.

Er zeigt es immer sehr deutlich, wo seine Aufmerksamkeit liegt. Ein Ohr ist immer zu mir in die Mitte gerichtet - das andere ist in Arbeitshaltung leicht zurück.

Arbeitstrab am Beginn.

Ein etwas forscheres Tempo als im weiteren Verlauf des Arbeitens.

Das Pferd ist noch nicht sehr entspannt, aber fleißig dabei.

Der Trab einige Minuten später.

Der Hals hat sich leicht geneigt, ist deutlich entspannter.

Das Vorderbein hebt sich besser.
Der Trab ist ausdrucksvoller - "schöner"

Und natürlich der Galopp.
Das Pferd sollte nicht davonrasen, sondern auch hier darauf achten, wann es galoppieren darf und wie lange.

Galoppiert ein Pferd von alleine an, so schicke ich es weiter vorwärts - bis es nicht mehr will (das kann z.B. bei einem Araber sehr lange dauern!) - dann erst darf es durchparieren. So begreift es schnell, dass das schön "dumm war".
Bei Momo reicht inzwischen ein Räuspern und er pariert sofort wieder durch.

Hier eine schöne Trabstudie.
Der Hals könnte gerundeter sein, aber die Tritte sind schön abfußend.

Leicht verstärkter Trab.

Das mache ich bei Momo nur sehr selten und kurz.
Er wird schnell zu flach und der Ausdruck geht verloren.
Andalusier und Trabverstärkung vertragen sich meist nicht ganz so gut...

Entspannungsphase.

Ich habe meinen Pferden das Kommando "tief" beigebracht. Immer wenn sie entspannt den Hals senkten, habe ich gelobt und "tief" gesagt.
Schnell haben sie die Kombination begriffen.
Momo sogar "nebenbei" - ich hatte ihn öfters mit Max zusammen im Round. Max kennt das Kommando und ich hab es natürlich mit ihm durchgezogen.
Dann fiel mir auf, dass Momo es auch machte - ab diesem Zeitpunkt reagiert auch er auf mein tieeef...
 

Danach gehe ich gerne mit den Hottis noch ein bisschen spazieren. 

Das entspannt - und das Hotti geht mit ruhigem Atem und Gemüt zurück in die Box.

 

 

 

Ich hoffe, der kleine Exkurs hat euch gefallen.

Viele Grüße - eure Catia 

Alle Bilder - copyright:  S.Kitowski / Araberseite - Andalusierseite


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